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Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem vierten - King Henry
IV, Part I
William Shakespeare
The Project Gutenberg EBook of Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem
vierten, by William Shakespeare
#19 in our series by William Shakespeare
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Title: Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem vierten
King Henry IV, Part I
Author: William Shakespeare
Release Date: April, 2005 [EBook #7933]
[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
[This file was first posted on June 2, 2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ASCII
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KOENIG HEINRICH DEM VIERTEN,
ERSTE ***
Delphine Lettau and Mike Pullen
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Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem vierten
William Shakespeare
Mit dem Leben und Tod von Heinrich Percy, genannt Hot-Spur.
Uebersetzt von Christoph Martin Wieland
Personen.
Koenig Heinrich der vierte.
Heinrich, Prinz von Wales, und Johann, Herzog von Lancaster,
Soehne des Koenigs.
Worcester, Northumberland, Hot-Spur, Mortimer, Erzbischoff von York,
Dowglas, Owen Glendower, Sir Richard Vernon und Sir Michell,
Feinde des Koenigs.
Westmorland, Sir Walter Blunt und Sir John Falstaff, von des
Koenigs Parthey.
Poins, Gadshill, Peto und Bardolph, Falstaffs Cameraden.
Lady Percy.
Lady Mortimer, Glendowers Tochter.
Die Wirthin Quikly.
Ein Scheriff, verschiedne Bediente im Wirthshaus, Fuhrleute,
Reisende, und andre stumme Personen.
Die Scene liegt in England.
Erster Aufzug.
Erste Scene.
(Der Hof in London.)
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(Koenig Heinrich, der Herzog von Lancaster, der Graf von
Westmorland, und andre Lords treten auf.)
Koenig Heinrich.
Von Sorgen erschuettert und von blassem Kummer abgehaermt, finden wir
endlich den Augenblik, wo der geschrekte Friede wieder zu Athem
kommen kan, um in abgebrochenen Accenten von neuen Arbeiten zu
reden, die an weit entfernten Ufern unsern Muth beschaeftigen sollen.
Nicht laenger soll diese Erde das Blut ihrer eignen Kinder trinken,
nicht laenger einheimische Zwietracht ihre Felder verheeren, und
mit dem eisernen Tritt des Kriegs ihre bluehenden Auen zerstampfen.
Diese gegeneinander ruekende Schlacht-Ordnungen, die gleich den
Meteoren eines witternden Himmels, alle von einerley Natur, von
einerley Ursprung, noch kuerzlich mit der ganzen Wuth eines
Buergerkrieges auf einander stiessen, sollen nun in gleichlauffenden
Linien, in schoener eintraechtiger Ordnung, einen Weg ziehen; nicht
laenger sollen Brueder gegen Brueder, Freunde gegen Freunde stehen;
nicht laenger der moerdrische Stahl, gleich einem uebeleingescheideten
Messer, seinen eignen Herrn verwunden. Nein, meine Freunde; zu
jenem geheiligten Grabe Christi, unter dessen heilbringendem Creuz
wir zu streiten geschworen haben, wollen wir mit unserm Englischen
Kriegsheer ziehen, um diese Unglaeubigen aus jenen heiligen Gefilden
zu treiben, ueber welche die gesegneten Fuesse gegangen sind, die vor
vierzehnhundert Jahren zu unserm Heil an das bittre Creuz genagelt
worden sind. Jedoch dieses unser Vorhaben ist schon ein Jahr alt;
es ist unnoethig euch zu sagen, dass wir gehen wollen, und wir sind
izo nicht desshalb zusammen gekommen. Lasst mich also von euch
vernehmen, mein geliebter Vetter von Westmorland, was unsre Raths-
Versammlung gestern wegen dieser wichtigen Unternehmung geschlossen
hat.
Westmorland.
Gnaedigster Herr, man betrieb diese Geschaefte mit grossem Eifer, und
es wurden verschiedne Ueberschlaege der Unkosten entworfen: Als ein
ganz unverhofter Courier, mit verdriesslichen Zeitungen beladen,
dazwischen kam, von denen die schlimmste war, dass der edle Mortimer,
der die Leute von Hereford-Schire gegen den aufruehrischen
Glendower fuehrte, von den Welschen gefangen, und ueber tausend von
seinen Leuten niedergemezelt worden seyen, an deren todten Koerpern
die Weiber der Welschen solche Misshandlungen, eine so viehische
schaamlose Verstuemmlung ausgeuebt, die ohne Erroethen sich nicht
erzaehlen laesst.
Koenig Heinrich.
Es scheint also, die Nachrichten von diesem Aufstand haben unser
Geschaefte nach dem gelobten Lande abgebrochen?
Westmorland.
Diese von noch mehrern begleitet, thaten es, Gnaedigster Herr; denn
es kamen noch mehr ungleiche und missbeliebige Zeitungen aus Norden
an. Am Kreuz-Erhoehungs-Tag geriethen dieser muthreiche Hot-Spur,
der junge Heinrich Percy, und Archibald, dieser tapfre und
ruhmvolle Schotte, zu Holmedon in ein blutiges Handgemeng, soviel
man aus den Anstalten und der Wut des Angriffs schliessen konnte;
denn derjenige, der diese Zeitung brachte, eilte mitten in der
staerksten Hize des Gefechts davon, ohne den Ausgang abzuwarten.
Koenig Heinrich.
Hier ist ein werther und getreu-eifriger Freund, Sir Walter Blunt,
der nur eben von seinem Pferd abgestiegen ist, um uns von Holmedon
die willkommne Nachricht zu bringen, dass der Graf von Douglas
geschlagen sey. Zehntausend kuehne Schotten, und drey und zwanzig
Ritter sah Sir Walter auf den Ebnen von Holmedon in ihrem Blute
sich waelzen. Mordak, Grafen von Fife, den aeltesten Sohn des
geschlagnen Douglas, und die Grafen von Athol, Murry, Angus und
Menteith hat Hot-Spur gefangen bekommen. Ist das nicht eine schoene
Beute? Eine edle That? Ha, Vetter, ist es nicht?
Westmorland.
In der That, ein Sieg, worauf ein Prinz stolz zu seyn Ursach haette.
Koenig Heinrich.
O warum nennst du dieses Wort, um traurige Gedanken in mir zu
erregen, und mich zur Suende des Neids zu reizen, dass Milord
Northumberland der Vater eines so wuerdigen Sohns seyn soll; eines
Sohns, dessen Namen der Ruhm stets im Munde faehrt; der gleich dem
hoechsten Baum in einem Hayn, ueber alle andre emporragt; der
Liebling des Glueks, und ihr Stolz; indess dass ich mit eben dem Blik,
der seinen Ruhm uebersieht, zuegellose Schwelgerey und Schande die
Stirne meines jungen Harry besudeln sehe. O koennt' es bewiesen
werden, dass irgend eine naechtliche trippelnde Fee unsre Kinder in
der Wiege verwechselt, und meinen Sohn Percy, den Seinigen
Plantagenet genennt haette!--Aber lasst mich diesen Gedanken nicht
nachhaengen--Was denkt ihr Vetter, von dieses jungen Percy Stolz?
Er behaelt die Gefangenen, die er in diesem Gefechte machte, fuer
sich zuruek; und laesst mir sagen, dass ich keinen als Mordake, den
Grafen von Fife, haben soll.
Westmorland.
Das ist seines Oheims Eingebung, das ist Worcester, der allen
Anscheinungen nach uebel gegen euch gesinnt ist; der ists, der ihn
seine Federn aufblaehen, und seinen jungen Kamm gegen eure Hoheit
emporstraeuben macht.
Koenig Heinrich.
Ich habe nach ihm geschikt, um ihn desswegen zur Verantwortung zu
ziehen, und das ist die Ursach, weswegen wir genoethigt sind, unser
heiliges Vorhaben nach Jerusalem aufzuschieben. Vetter, wir wollen
auf naechsten Mittwoch unsern grossen Rath in Windsor versammeln.
Benachrichtiget die Lords hievon, aber eilet schleunig zu uns zuruek;
dann es muss noch mehr gesagt und gethan werden, als uns der
Unwille izt zu sagen erlaubt.
Westmorland.
Ich gehorche, mein gebietender Herr.
(Sie gehen ab.)
Zweyte Scene.
(Ein Zimmer des Cron-Prinzen.)
(Heinrich, der Prinz von Wales, und Sir John Falstaff treten auf.)
Falstaff.
He, Hal,* was fuer Zeit ists am Tage, Junge?
{ed. * Harry und Hal, sind abgekuerzte Namen, statt Heinrich, so in
vertraulichem Umgang gebraucht worden.}
Prinz Heinrich.
Deine loebliche Gewohnheit, dich in altem Sect zu besauffen, zu
fressen, bis du alle Knoepfe aufthun must, und den ganzen Nachmittag
auf Baenken zu schnarchen, wikelt deinen Wiz in soviel Fett und
Schmeer ein, dass du so gar verlernst, recht zu fragen, was du recht
wissen moechtest. Was, zum Teufel, hast du mit der Zeit am Tag zu
thun? Ja, wenn die Stunden Becher voll Sect waeren, die Minuten
Capaunen, die Gloken Zungen von Kupplerinnen, die Uhren Schilde von
H**haeusern, und die schoene Sonne selbst ein huebsches rossiges Mensch
in feuerfarbem Taft, dann liesse sich noch begreiffen, warum du
nach der Zeit fragtest.
Falstaff.
Mein Treu, ihr geht mir nah' zu Leibe, Hal; denn wir andern, die
vom Beutelschneiden Handwerk machen, und beym Mond und dem
Silbergestirn herumgehen, und nicht beym Phoebus, "ihm dem edeln
Knecht so schoen",** aber ich bitte dich, mein suesses Naerrchen, wenn
du einmal Koenig bist--wozu Gott deine Gnaden (Majestaet wollt' ich
sagen, denn Gnade wirst du keine haben)--
{ed. ** (he, that wandring Knight so fair)--eine Zeile aus einer
alten Ballade.
Warburton.}
Prinz Heinrich.
Wie? Keine?
Falstaff.
Nein, mein Seel, nicht so viel als zu einem Prologus fuer ein paar
Eyer in Butter noethig ist.
Prinz Heinrich.
Gut, und wie weiter? Hey da, rund heraus, keine Umstaende!
Falstaff.
Sapperment nun dann, Naerrchen, wenn du Koenig bist, so sorge huebsch
dafuer, dass wir andre ehrlichen Kerle, die ihr Handwerk bey Nacht
treiben, bey Tage von der Justiz ungeschoren bleiben. Lass uns der
Diana ihre Forster bleiben, Ritter vom Schatten, Lieblinge des
Monds; und lass die Leute sagen, wir seyen Leute von guter
Auffuehrung, da wir, gleich der See, von unsrer edeln und keuschen
Gebieterin, dem Mond, gefuehrt werden***, unter deren Schuz und
Anfuehrung wir--stehlen.
{ed. *** Die Spaesse des Hrn. John Falstaff sind nicht immer
uebersetzlich, weil sie sich gar zu oft auf Wortspiele gruenden, wie
hier, wo (government) und (govern) in einer ganz verschiednen
Bedeutung genommen werden, die sich im Deutschen nicht recht
ausdrueken liess, und weswegen auch die Antwort des Prinzen nicht
recht passt.}
Prinz Heinrich.
Du hast recht, und dein Gleichniss passt nicht uebel; das Gluek von uns
andern Mond-Rittern, nimmt immer ab und zu wie die See, weil es wie
die See vom Mond beherrscht wird. Zum Exempel, ein Beutel mit Gold
herzhaft weggeschnappt in lezter Montags-Nacht, wird wieder
luederlich durchgebracht am Dienstag-Morgen; mit Fluchen und (leg
ab) gewonnen, mit Jauchzen und (bring herein) durchgewonnen; izt in
einer so niedrigen Ebbe als der Fuss einer Leiter, und in einem
Augenblik in einer so hohen Fluth als der Querbalken eines Galgens.
Falstaff.
Meiner Six, du hast recht, Junge; und ist meine Wirthin in der
Schenke nicht ein recht angenehmes Mensch?
Prinz Heinrich.
Wie der Honig von Hybla, alter Junge; und ist nicht ein Wamms von
Bueffel ein recht angenehmes Stuek Kleidung auf die Dauer?
Falstaff.
Wie, was, was willt du damit sagen, naerrischer Junge? Was gehen
mich deine Sticheleyen und deine Quidditaeten an? Was, Pestilenz!
hab' ich mit einem Wamms von Bueffel zu thun?
Prinz Heinrich.
Und was, schwere Noth! Hab ich mit meiner Wirthin in der Schenke
zu thun?
Falstaff.
Gut, hast du sie nicht oft und viel zum Abrechnen geruffen?
Prinz Heinrich.
Hab ich dich jemals geruffen, dass du deinen Theil an der Zeche
zahlen sollst?
Falstaff.
Nein, die Gerechtigkeit muss ich dir wiederfahren lassen, du hast
alles dort bezahlt.
Prinz Heinrich.
Ja, und allenthalben, so lang mein Sekel reichte; und wenn er leer
war, so hab ich meinen Credit gebraucht.
Falstaff.
Das ist wahr, und so gebraucht, dass, wenn es nicht vermuthlich waere,
dass du der vermuthliche Erbe--Aber ich bitte dich, Naerrchen, willt
du auch noch einen Galgen in England stehen lassen, wenn du Koenig
bist? Willt du zugeben, dass ein resoluter Kerl von dem alten
rostigen grotesken Popanz, Gesez, sich schicanieren lassen soll?
Haenge mir ja keinen Dieb, wenn du Koenig bist, das sag' ich dir.
Prinz Heinrich.
Das will ich auch nicht; du sollt sie haengen.
Falstaff.
Ich? Unvergleichlich! Beym Sapperment! Ich will ein
vortrefflicher Richter seyn.
Prinz Heinrich.
Du verstehst mich nicht; ich meyne, du sollst in Person die Diebe
haengen, und also ein vortrefflicher Henker werden.
Falstaff.
Gut, Hal, gut; das waer' ein Handwerk das sich zu meinem Humor so
gut schikte, als bey Hof aufzuwarten, das kan ich dir sagen.
Schlapperment! ich bin so schwermuethig wie ein Kater, oder wie ein
Baer, den man bey den Ohren zieht.
Prinz Heinrich.
Oder wie ein alter Loewe, oder wie eines Liebhabers Laute?
Falstaff.
Ja, oder wie die Scharrpfeiffe in einem Lincolnschirer Dudelsak.
Prinz Heinrich.
Was sagst du zu einem Hasen, oder zur Melancholey einer Koth-Lache?
Falstaff.
Du hast Gleichnisse von schlimmem Geschmak; und du bist in der That
der allerunvergleichlichste ausserordentliche Spizbube von einem
artigen jungen Prinzen--Aber, Hall, ich bitte dich, plage mich
nicht mehr mit solchen eiteln Dingen; ich wollte zu Gott, du und
ich wuessten eine Gelegenheit, wo man gute Namen zu Kauff kriegen
koennte; ein alter Lord aus dem Staats-Rath kriegte mich lezthin
euertwegen auf der Strasse zu paken, Sir; aber ich gab nicht acht
darauf was er sagte, ob er gleich sehr weislich sprach, und noch
dazu auf der Strasse.
Prinz Heinrich.
Du thatest wol, denn die Weisheit laesst ihre Stimme hoeren auf den
Gassen, und niemand achtet ihr.
Falstaff.
O du hast eine verdammte Anziehungs-Kraft, mein Seel, du koenntest
einen Heiligen verfuehren. Du hast mir viel boeses gethan, Hal, Gott
vergeb es dir. Eh ich dich kannte, Hal, wusst' ich nichts; und izt
bin ich, wenn einer die Wahrheit sagen wollte, wenig besser als
einer von den Schlimmsten. Ich muss diss Leben aufgeben, und ich
will es aufgeben; bey G***, wenn ich es nicht thue, so sey ich ein
Hunds**! Ich will keinem Koenigssohn in der Christenheit zulieb zum
T** fahren.
Prinz Heinrich.
Wo wollen wir morgen einen Beutel rauben, Hans?
Falstaff.
Wo du willt, Junge, ich mache mit; thue ichs nicht, so heisse mich
einen Hunds** und gieb mir Maulschellen.
Prinz Heinrich.
Die Bessrung deines Lebens geht gut von statten, wie ich sehe; nur
erst Stossseufzer, izt Strassenrauben.
Falstaff.
Wie, Hal, das ist mein Beruf, Hal; es ist einem keine Suende, in
seinem Beruf zu arbeiten. He! wer kommt? Poins! Nun werden wir
hoeren, ob Gadshill etwas ausfuendig gemacht hat--O wenn die Leute
aus Verdienst selig wuerden, welches Loch in der Hoelle waere heiss
genug fuer diesen da!
Dritte Scene.
(Poins zu den Vorigen),
Falstaff.
Das ist der allgewaltigste Spizbube, der jemals einem ehrlichen
Mann Halt! zugeruffen hat.
Prinz Heinrich.
Guten Morgen, Ned.
Poins.
Guten Morgen, mein lieber Hal. Was sagt Monsieur Gewissen? Was
sagt Sir John Sect und Zukerhans? Wie habt ihr's mit einander, du
und der Teufel, wegen deiner Seele, die du ihm verwichnen Char-
Freytag um ein Glas Madera-Wein und einen kalten Capaunen-Schenkel
verkauft hast?
Prinz Heinrich.
Sir John haelt sein Wort; der Teufel soll seine Waare haben; ihr
wisst dass er nie kein Spruechwort gebrochen hat; er wird dem Teufel
geben, was ihm gehoert.
Poins.
So wirst du verdammt, wenn du dem Teufel dein Wort haeltst?
Prinz Heinrich.
Sonst wuerde er verdammt, weil er den Teufel betrogen haette.
Poins.
Aber, meine Jungens, meine Jungens, morgen frueh, um vier Uhr, nach
Gadshill; es sind Pilgrims auf dem Weg, die mit reichen Opfern nach
Canterbury, und Kauffleute die mit wohlgespikten Beuteln nach
London gehen. Ich habe Visiere fuer euch alle, und ihr habt Pferde
fuer euch selbst. Gadshill ligt diese Nacht zu Rochester, ich hab
auf morgen Nachts ein Nacht-Essen in East-Cheap bestellt. Es ist
eine Sache die wir so sicher thun koennen, als schlaffen; wenn ihr
gehen wollt, so will ich euch eure Beutel mit Cronen voll stopfen;
wollt ihr nicht, so bleibt da, und der Henker hole euch.
Falstaff.
Hoert ihr, Yedward; wenn ich daheim bleibe und nicht mit gehe, so
will ich euch dafuer haengen, dass ihr gegangen seyd.
Poins.
Willt du das, Vielfrass?
Falstaff.
Hal, willt du einer von uns seyn?
Prinz Heinrich.
Wer, ich rauben? Ich, ein Dieb? Nein, bey meiner Treu!
Falstaff.
Du hast weder Ehre noch Tapferkeit im Leibe, wenn du das thust; du
willt deine guten Freunde so im Stich lassen? Meiner Six, du hast
keinen Tropfen koenigliches Blut im Leib, wenn du nicht um zehn
Schillinge das Herz hast zu ruffen: Halt!
Prinz Heinrich.
So sey es dann, einmal in meinem Leben will ich ein Tollkopf seyn.
Falstaff.
Nun, das heisst einmal brav gesprochen.
Prinz Heinrich.
Nein, geh' es wie es will, ich bleibe zu Hause.
Falstaff.
Bey G** so will ich ein Verraether seyn, wenn du Koenig bist.
Prinz Heinrich.
Ich bekuemmre mich nichts darum.
Poins.
Sir John, ich bitte dich, lass den Prinzen und mich allein; ich will
ihm solche Gruende vorlegen, dass er gewiss gehen soll.
Falstaff.
Gut, moegest du den Geist der Ueberredung haben, und er Ohren zu
hoeren, damit was du redest bewegen moege, und was er hoert geglaubt
werde. Lebet wohl indessen, ihr sollt mich in East-Cheap finden.
(Falstaff geht ab.)
Poins.
Nun, mein lieber suesser Zuker-Prinz, reitet morgen mit mir. Ich
hab einen Spass im Kopf, den ich allein nicht ausfuehren kan.
Falstaff, Bardolph, Peto und Gadshill sollen diese Leute berauben,
auf die wir einen Anschlag gemacht haben; ihr und ich wollen nicht
dabey zugegen seyn; wenn sie dann die Beute haben, und ihr und ich
sie ihnen nicht abjagen, so haut diesen Kopf von meinen Schultern.
Prinz Heinrich.
Aber wie werden wir von ihnen kommen, wenn wir mit ihnen ausreiten?
Poins.
Wie? Wir wollen vor oder nach ihnen fort, und ihnen einen gewissen
Plaz bestimmen, wo wir zusammentreffen wollen, und den koennen wir
ja hernach verfehlen, wenn's uns beliebt; und dann werden sie das
Abentheuer allein unternehmen, und sobald sie damit fertig sind, so
wollen wir ueber sie her.
Prinz Heinrich.
Gut; aber es ist vermuthlich, dass sie uns an unsern Pferden, an
unsern Kleidern, und an hundert andern Merkmahlen erkennen werden.
Poins.
Fuer das ist schon Rath geschaft. Unsre Pferde sollen sie nicht
sehen, denn die wollen wir im Wald anbinden; unsre Visiere wollen
wir gegen andre verwechseln, wenn wir von ihnen weg sind; und,
Sapperment! ich habe Ueberroeke von Schetter im Vorrath, unter
denen niemand unsre Kleider kennen soll.
Prinz Heinrich.
Aber ich besorge, sie werden uns zu stark seyn.
Poins.
O was das anbetrift, zween von ihnen kenne ich als ein Paar so aecht-
gebohrne Memmen, als jemals den Rueken gewiesen haben; und was den
dritten betrift, wenn der sich laenger wehrt als recht ist, so will
ich alles Gewehr verschwoeren. Der groeste Spass von der Sache wird
in den miraculosen Luegen bestehen, die dieser nemliche dike
Spizbube uns vorsagen wird, wenn wir zum Nacht-Essen zusammen
kommen; wie er es zum wenigsten mit dreyssig aufgenommen, was fuer
Hiebe er bekommen, was fuer Gefahren er bestanden habe; und in der
Art, wie wir ihn aller dieser Aufschneidereyen ueberweisen werden,
ligt der Spass.
Prinz Heinrich.
Gut, ich will mit dir gehen; sorge fuer alles was wir noethig haben,
und erwarte mich auf morgen Nachts in East-Cheap. Leb' wohl.
Poins.
Lebet wohl, Milord.
(Poins geht ab.)
Prinz Heinrich.
Ich kenne auch alle, und will noch eine Weile diesen zuegellosen
Humor eurer muessigen Luederlichkeit in der Hoehe halten; aber hierinn
will ich die Sonne nachahmen, die den unedeln anstekenden Duensten
erlaubt, ihre Schoenheit der Welt zu verbergen; damit, sobald es ihr
gefaellt, wieder sie selbst zu seyn, sie desto mehr bewundert werde,
wenn sie, eine Zeitlang vermisst, auf einmal durch die faulen und
haesslichen Wolken hervorbricht, welche sie zu erstiken geschienen
hatten. Wenn das ganze Jahr aus lauter Fest-Tagen bestuende, so
wuerde man des Feyerns so ueberdruessig werden als des Arbeitens; sie
sind nur erwuenscht, weil sie selten kommen, und nichts gefaellt mehr
als seltne Dinge. So werde ich, wenn ich einst dieses ausgelassne
Wesen von mir werfe, und eine Schuld bezahle die ich nie
versprochen habe, die Besorgnisse der Leute um so mehr zuschanden
machen, je besser ich seyn werde als mein Wort. Und gleich einem
glaenzenden Edelstein auf einem dunkeln Grund, wird meine
Verbesserung, meine Fehler ueberschimmernd, schoener scheinen, und
mehr Augen auf sich ziehen, als ein Leben, das keine Folie hat,
wodurch es erhoben wird.
(Er geht ab.)
Vierte Scene.
(Verwandelt sich in einen Saal des koeniglichen Palasts.)
(Koenig Heinrich, Northumberland, Worcester, Hot-Spur, Sir Walter
Blunt, und andre treten auf.)
Koenig Heinrich.
Mein Blut ist zu kalt und zu milde gewesen, dass es bey einem so
unanstaendigen Betragen nicht aufwallte; ihr habt meine schwache
Seite gefunden, und tretet desswegen meine Geduld mit Fuessen; aber
versichert euch, ich will kuenftighin mehr seyn, was meine Wuerde,
als was meine Gemuethsart fordert, die zu sanft und milde gewesen
ist, und desswegen die Ehrfurcht verlohren hat, die eine stolze
Seele nur dem Stolzen bezahlt.
Worcester.
Unser Haus, Gnaedigster Herr verdienet wahrlich nicht dass die
Geissel der Groesse gegen selbiges gebraucht werde, und dazu noch
eben dieser Groesse, die unsre eigne Haende so stattlich zu machen
geholfen haben.
Northumberland.
Mein Gnaedigster Herr--
Koenig Heinrich.
Worcester, entferne dich; ich sehe Ungehorsam und Drohung in deinen
Augen. O Sir, eure Mine ist zu kuehn und zu entschlossen, und die
Majestaet kan unmoeglich trozbietenden Stolz auf der Stirne eines
Unterthanen dulden. Ihr habt Erlaubniss uns zu verlassen. Wenn wir
euern Rath oder eure Dienste noethig haben, werden wir euch ruffen
lassen.
(Worcester geht ab.)
Ihr wolltet ja reden--
(Zu Northumberland.)
Northumberland.
Ja, mein Gnaedigster Herr; diese Gefangne die in Eu. Majestaet Namen
abgefordert wurden, und die Heinrich Percy zu Holmedon gemacht hat,
sind, wie er sagt, nicht so schlechterdings verweigert worden, wie
man Euer Majestaet berichtet hat. Entweder Missgunst oder
Missverstaendniss ist dieses Vergehens schuldig, nicht mein Sohn.
Hot-Spur.
Mein Gnaedigster Herr, ich versagte keine Gefangne; aber dessen
erinnre ich mich, wie die Action zu Ende war, und ich, ganz
aufgetroknet von Hize und Arbeit, athemlos und abgemattet auf mein
Schwerdt mich lehnte, da kam ein gewisser junger Herr, nett,
zierlich aufgepuzt, frisch wie ein Braeutigam, und sein kuerzlich
abgeschohrnes Kinn sah aus wie ein Stoppeln-Feld im Herbst. Er war
parfumirt wie ein Specerey-Kraemer, und hielt zwischen seinem Finger
und seinem Daumen eine Schnupf-Buechse, die er alle Augenblike vor
die Nase hielt; immer hatte er was zu laecheln und zu schwazen; und
wie die Soldaten todte Koerper vorbey trugen, hiess er sie ungezogne
Flegel, eine so unsaubre und unartige Buerde zwischen den Wind und
seine Adeliche Person zu bringen. Er fragte mich mit einem Strom
von Sonntags- und Frauenzimmer-Redensarten nach hundert Sachen, und
forderte mir endlich auch, zu Handen Eurer Majestaet meine Gefangnen
ab. Ich, den meine Wunden ueberall schmerzten, und verdriesslich
darueber, dass mich ein solcher Papagay zur Unzeit uebertaeuben sollte,
antworte ihm im Unmuth und in der Ungeduld, ich weiss nicht was; er
sollte sie haben, oder er sollte sie nicht haben; denn es machte
mich toll, etwas das einem Mann aehnlich sah, vor mir zu sehen, das
von so vielen Farben schimmerte, und so suess roch, und von Flinten
und Trummeln und Wunden so Kammerfraeulein-maessig redte, und mir
sagte, fuer eine innerliche Quetschung sey kein unfehlbarers Mittel
als Spermacet, und es sey recht zu bedauren, sey es, dass dieser
verfluchte Salpeter aus den Eingeweiden der unschuldigen Erde
hervorgegraben worden sey, der so viele brave wolgewachsene Leute
so elendiglich umgebracht habe: Und wenn nur diese nichtswuerdigen
Flinten nicht waeren, so wuerde er selbst ein Soldat geworden seyn--
Auf alles dieses sein kuehles, unzusammenhaengendes Geplauder gab ich
also, Gnaedigster Herr, nur obenhin Antwort wie ich sagte; und ich
bitte euch, lasst seinen Bericht nicht die Gueltigkeit einer Anklage
gegen einen Mann haben, der eurer Majestaet so ergeben ist als ich.
Blunt.
Die Umstaende in Ueberlegung gezogen, Gnaedigster Herr, so koennte
alles was Harry Percy damals zu so einer Person, an so einem Ort,
und in so einer Zeit gesagt haben moechte, billiger Maassen fuer todt
und abgethan gehalten, und nimmer zu seinem Nachtheil wieder
erwaehnt werden. Denn was er damals sagte, dem entsagt er ja izo
wieder, wie ihr seht.
Koenig Heinrich.
Wie, und doch weigert er sich seine Gefangnen auszuliefern, ausser
mit der Bedingung, dass wir seinen Schwager, den naerrischen Mortimer,
unverzueglich auf unsre eigne Unkosten ausloesen sollen; ihn, der
geflissentlich das Leben aller derjenigen aufgeopfert hat, die er
gegen diesen Zauberer, diesen verdammten Glendower anfuehrte, dessen
Tochter, wie wir hoeren, Mortimer kuerzlich geheurathet hat. Sollen
unsre Kisten etwann ausgeleert werden, um einen Verraether
heimzukauffen? Nein, auf den nakten Wallischen Bergen lasst ihn
verhungern; nimmer werd' ich den Mann fuer meinen Freund halten,
dessen Zunge von mir nur den Aufwand eines Pfennigs verlangt, den
aufruehrischen Mortimer auszuloesen.
Hot-Spur.
Den aufruehrischen Mortimer? Das veraenderliche Gluek des Kriegs,
nicht sein Wille, hat ihn in die Haende der Feinde fallen lassen,
Gnaedigster Herr; und zum Beweiss dass dieses die Wahrheit sey,
braucht es keine andre Zeugen, als alle diese Wunden, die er
empfieng, da er an dem beschilften Strande des anmuthigen Severns,
in einzelnem Kampf, Stirne gegen Stirne, den groesten Theil einer
Stunde lang den furchtbaren Glendower aufhielt. Dreymal ruhten sie,
um wieder zu Athem zu kommen, dreymal tranken sie, auf Verabredung,
vom Wasser des schnellen Severns, der, von ihren blutigen Bliken
erschrekt, angstvoll zwischen seinem zitternden Schilfrohr fortrann
und sein krauses Haupt im holen Ufer verbarg, vom Blut dieser
muthigen Kaempfer beflekt. Niemals hat unedle heuchlerische
Verraetherey ihren Anschlaegen mit so toedtlichen Wunden eine Farbe
angestrichen; so grossmuethig verschwendet kein Verraether sein Blut.
Gestattet also nicht, Gnaedigster Herr, dass der edle Mortimer durch
eine so unverdiente Beschuldigung entehrt werde.
Koenig Heinrich.
Du luegst zu seinem Vortheil, Percy, du luegst; Niemals ist er mit
Glendower ins Handgemeng gekommen; er haette eben so viel Muth
gehabt, es mit dem Teufel aufzunehmen, als mit Owen Glendower.
Schaemst du dich nicht, solche Dinge vorzugeben? Aber, beym Himmel!
von dieser Stund an lasst mich nicht mehr von Mortimer reden hoeren.
Schikt mir eure Gefangnen durch die schleunigste Veranstaltung,
oder ihr sollt Nachrichten von mir bekommen, die euch nicht
gefallen werden--Milord Northumland, wir erlauben euch mit euerm
Sohn abzureisen. Eure Gefangnen, oder ihr sollt mehr von mir hoeren.
(Koenig Heinrich geht ab.)
Hot-Spur.
Und wenn der Teufel kaeme und sie mir abheulen wollte, so schik' ich
sie nicht. Ich will ihm nach, und ihm das sagen; ich muss meinem
Herzen Luft machen, und wenn es mit Gefahr meines Kopfs waere.
Northumberland.
Wie? von Zorn trunken? Verziehe noch einen Augenblik, hier kommt
dein Oheim. (Worcester zu den Vorigen.)
Hot-Spur.
Nicht mehr von Mortimer reden? Aber ich will von ihm reden, und
moege meine Seele keine Gnade im Himmel finden, wenn ich mich nicht
zu ihm schlage. Entweder will ich alle diese Adern ausleeren, und
mein Herzensblut, Tropfen fuer Tropfen in den Staub hingiessen, oder
ich will den zu Boden getretnen Mortimer so hoch in die Luft
emporheben als diesen Koenig, diesen undankbaren gefuehllosen
uebermuethigen Bolingbroke.
Northumberland.
Bruder, der Koenig hat euern Neffen unsinnig gemacht.
Worcester.
Wer brachte ihn denn in Hize, wie ich fortgegangen war?
Hot-Spur.
Er will mit Gewalt meine Gefangnen haben, und wie ich darauf
bestund, dass er meinen Schwager ausloesen sollte, da erblasst' er wie
eine Leiche, indem er mich ansah, und zitterte vor dem blossen
Namen Mortimer.
Worcester.
Ich kan's ihm nicht verdenken. Wurde nicht Mortimer von Richarden,
der nun todt ist, als der naechste Thronfolger erklaert?
Northumberland.
Das wurde er; ich war bey der Ausruffung zugegen, es geschah zu
eben der Zeit, da der ungluekliche Koenig (dessen erlidtnes Unrecht
uns Gott verzeihen wolle!) gegen die Irlaendischen Rebellen auszog;
von denen er, durch Englands Aufstand abgeruffen, zuruek kehrte, um
abgesezt, und bald hernach ermordet zu werden.
Worcester.
Eine That, die uns in den Augen der ganzen Welt entehrt, und zum
Abscheu gemacht hat.
Hot-Spur.
Aber sachte, ich bitte euch--Koenig Richard erklaerte also meinen
Bruder Mortimer zum Thronfolger?
Northumberland.
Er that es, meine eigne Ohren haben es gehoert.
Hot-Spur.
Nun, so kan ich den Koenig, seinen Vetter, nicht verdenken, dass er
ihn auf den kahlen Bergen verhungert zu sehen wuenschte. Aber soll
es dann seyn, dass ihr, welche die Crone auf den Kopf dieses
undankbaren Mannes seztet, und um seinetwillen den verhassten Fleken
der Verraetherey und des Meuchelmords tragt; soll es seyn, dass ihr
eine Welt voll Flueche auf euch nehmen wollt, um die Werkzeuge, die
veraechtlichen Werkzeuge, die Strike, die Leiter und der Henker
eines Bolingbroks zu seyn? (O! vergebet mir, dass ich so
schaendliche Benennungen gebrauchen muss, um den Missbrauch anzuzeigen,
den dieser listige Koenig von euch macht.) Und soll es, o Schande!
soll in unsern Tagen gesagt, und in Jahrbuecher auf kuenftige Zeiten
gebracht werden, dass Maenner von eurer Geburt und Macht sich, (wie
ihr beyde, Gott vergeb' es euch! gethan habt,) zu einer so
ungerechten Sache verbunden haben, als diese war, Richarden, diese
anmuthige liebliche Rose, zu Boden zu treten, und diesen Dornbusch,
Bolingbrok, an seine Stelle zu pflanzen? Soll es zu eurer noch
groessern Schande gesagt werden, dass ihr von demjenigen, fuer welchen
ihr dieser Schande euch unterzogen, zur Belohnung misshandelt,
geaeffet und veraechtlich auf die Seite geworffen worden? Nein, es
ist noch Zeit, eure verbannte Ehre wieder zu loesen, und euch in die
gute Meynung der Welt wieder einzusezen. Raechet euch, raechet die
Beleidigungen dieses uebermuethigen Koenigs, der Tag und Nacht nur
darauf denkt, wie er die Schuld, die er euch eingestehen muss, mit
euerm Tod bezahlen wolle. Ich sage also--
Worcester.
Nein, Vetter, saget nichts mehr. Es ist nun an mir, euch
Geheimnisse von tiefem und gefahrvollem Inhalt zu entfalten, so
gefaehrlich, und verwegen als es waere, auf der schwachen Brueke eines
Speers ueber einen lautheulenden Waldstrom zu gehen.
Hot-Spur.
Faellt er hinein, gute Nacht. Entweder schwimmen oder untergehen--
Sendet Gefahr von Osten gegen Westen, so soll Ehre von Norden gegen
Sueden sie durchkreuzen, und dann lasst sie sich mit einander
herumbalgen--O! das Blut wallt feuriger einen Loewen aufzuweken,
als den Lauf einer Hindin zu befluegeln.
Northumberland.
Der Gedanke irgend einer grossen Unternehmung treibt ihn ueber die
Grenzen der Geduld.
Hot-Spur.
Beym Himmel, mich daeucht, es waere nur ein leichter* Sprung, die
glaenzende Ehre von dem blasswangichten Mond herab zu reissen, oder
sich in die Tieffe eines bodenlosen Abgrunds hinab zu taeuchen, und
die ertrunkne Ehre bey den Haaren herauf zu ziehen, wenn der Genuss
ihrer Vorzuege mit keinem Nebenbuhler getheilt, der Preiss einer
solchen Unternehmung waere.
{ed. * Hr. Warburton erinnert sich hiebey einer Stelle des
Euripides, worinn dieser vortreffliche Mahler der Leidenschaften
dem Eteocles den nemlichen Gedanken in den Mund legt: Mutter, ich
gesteh es unverhohlen, ich stiege dort wo die Sonne hervor geht
ueber die Sterne hinauf, oder hinab in den Abgrund der Erde, wenn
es moeglich waere, der Goetter unumschraenkten Thron zu bekommen.
S. 262 des 1sten Theils des Euripides, nach der Uebersezung des
Hrn. Professor Steinbruechels.}
Worcester.
Mein lieber Vetter, hoert mir einen Augenblik zu, wenn es die
Lebhaftigkeit eurer Gemueths-Bewegung erlaubt.
Hot-Spur.
Ich bitte euch um Vergebung.
Worcester.
Eben diese edlen Schotten, die eure Gefangnen sind--
Hot-Spur.
Ich will sie alle fuer mich behalten; beym Himmel, er soll keinen
einzigen haben, kein Haar von einem Schotten, und wenn dieses Haar
seine Seele erloesen koennte; ich will sie behalten, bey dieser Hand!
Worcester.
Ihr rennt immer fort, und hoert mich nicht an; ihr sollt ja diese
Gefangnen behalten.
Hot-Spur.
Das will ich auch; dabey bleibts. Er sagte, er wolle den Mortimer
nicht ausloesen; er verbot mir von Mortimer zu reden; aber ich will
ihn ausfinden, wenn er schlaeft, und ihm in sein Ohr hallen:
Mortimer! Ich will einen Staaren abrichten lassen, dass er nichts
als Mortimer ruffe, und will ihm den Staaren geben, um seinen Zorn
immer in Athem zu erhalten.
Worcester.
Hoert doch, Vetter, nur ein Wort.
Hot-Spur.
Hier verschwoer ich feyrlich alle andre Gedanken, als wie ich diesen
Bolingbroke quaelen und tollmachen wolle. Und was diesen
eisenfresserischen Prinzen von Wales betrift, daecht' ich nicht, es
wuerde seinem Vater lieb seyn, wenn ihm ein Ungluek begegnete, er
sollte mir mit einem Krug Weissbier vergiftet werden.
Worcester.
Lebt wohl, Neffe; ich will mit euch reden, wenn ihr besser im
Stande seyd, zuzuhoeren.
Northumberland.
Wie, was fuer ein wespen-zuengichter, ungeduldiger Narr bist du, in
diesen weibischen Humor auszubrechen, und niemand hoeren zu wollen
als dich selbst?
Hot-Spur.
Wie? seht ihr, mir ist, als ob ich mit Ruthen gehauen, mit Nesseln
gepeitscht und von Ameisen gestochen werde, wenn ich nur den Namen
dieses schaendlichen falschen Bolingbroke hoere. Zu Richards Zeiten--
Wie hiess doch der Ort?--dass ihn die Pest!--er ligt in Glocester-
Schire--es war wo der hirnlose Herzog seinen Oheim ins Garn lokte,
seinen Oheim York--wo ich meine Knie zum erstenmal vor diesem Koenig
der Liebkosungen, vor diesem Bolingbroke bog; wie ihr und er von
Ravenspurg kam't.
Northumberland.
Zu Berkley-Castle.
Hot-Spur.
Dort war es; ha! was fuer eine Menge ueberzuekerte Complimente machte
mir damals dieser schwaenzelnde Windhund vor! Wenn sein unmuendiges
Gluek zu Jahren gekommen seyn wuerde--und edler Harry Percy, und
liebster Vetter--Der Teufel hole solche Schmeichler!--Gott verzeih'
mir's! Guter Oheim, sagt izt was ihr wollt, ich bin fertig.
Worcester.
Nein, wenn ihr noch nicht fertig seyd, so macht nur fort, wir
wollen warten, bis es euch gelegen ist.
Hot-Spur.
Ich bin fertig, auf meine Ehre.
Worcester.
So wollen wir wieder zu unsern Schottischen Gefangnen. Gebt sie
unverzueglich ohne Loesegeld frey, und bedient euch dieses Sohns des
Dowglas, um ein Heer in Schottland zusammen zu bringen, welches, um
verschiedner Ursachen willen, die ich euch schriftlich zuschiken
will, euch ohne Muehe zugestanden werden wird. Ihr, Milord von
Northumberland, schleichet euch, indess dass euer Sohn in Schottland
beschaeftigt ist, in das Vertrauen dieses edlen und beliebten
Praelaten ein, des Erzbischoffs--
Hot-Spur.
Von York, nicht wahr?
Worcester.
Ja, der den Tod seines Bruders, des Lord Scroop, zu Bristol, sehr
hart empfindt. Ich rede nicht aus blosser Vermuthung, was
vielleicht geschehen koennte; sondern von einer Sache, die schon
entworffen, beschlossen und verabredet ist; von einer Sache, die
nur auf eine solche Gelegenheit wartet, um zum Ausbruch zu kommen.
Hot-Spur.
Ich rieche was; bey meinem Leben, es muss gut gehen!
Northumberland.
Wie voreilig du bist!
Hot-Spur.
Es kan unmoeglich anders als ein edler Entwurf werden! Und dann
sollen sich die Schottische Macht, und Yorks Anhang mit Mortimer
vereinigen, ha!
Worcester.
Das sollen sie.
Hot-Spur.
In der That, das ist ueber die Maassen wol ausgesonnen.
Worcester.
Die Ursache ist nicht gering, die uns so schleunig als es moeglich
ist, unsre Koepfe emporzuheben befiehlt, wenn wir sie retten wollen.
Denn so niedrig wir sie immer tragen moechten, so wird der Koenig
doch immer denken, dass er unser Schuldner sey; und dass wir uns
nicht eher fuer befriedigt halten werden, bis er seine Schuld
heimgezahlt habe. Ihr seht ja bereits, wie er uns je laenger je
mehr von seinem Vertrauen und von seiner Zuneigung entfernt.
Hot-Spur.
Das thut er, das thut er; wir wollen Rache an ihm nehmen.
Worcester.
Vetter, lebt wohl. Geht nicht weiter in dieser Sache, als ich euch
durch meine Briefe anweisen werde. Wenn die Zeit reif seyn wird,
und das wird bald seyn, dann will ich in Geheim zu Glendower und
Mortimer mich begeben, wo ihr und Dowglas und unsre Voelker, auf
meine Veranstaltungen, glueklich zusammen kommen sollen, um unser
Gluek, das izt an einem Faden haengt, in unsern eignen starken Armen
zu tragen.
Northumberland.
Lebet wohl, Bruder; ich habe die beste Hoffnung, dass alles gut von
statten gehen werde.
Hot-Spur.
Lebt wohl, Oheim; O lasst die Stunden eilen, bis im blutigen
Schlachtfeld das Klirren der Schwerdter und das Aechzen der
Sterbenden mein belustigtes Ohr umtoent.
Zweyter Aufzug.
Erste Scene.
(Ein Wirthshaus bey Rochester.) (Ein Fuhrmann tritt mit einer
Laternen in der Hand auf, ruft dem Hausknecht, und giebt ihm eine
Commission wegen seines Pferds; ein andrer Fuhrmann kommt dazu, und
die Floehe in diesem Wirthshaus, worueber beyde sich beklagen, geben
Anlas zu einer kleinen Unterredung im fuhrmaennischen Geschmak,
worinn, dass dich die Pest! und, geh' an Galgen, die schoensten
Bluemchen sind. Gadshill, einer aus des Prinzen von Wales Bande,
kommt dazu, und erkundigt sich mit guter Manier bey ihnen, wenn die
Reisende, mit denen sie in diesem Wirtshaus angekommen, nach London
abzugehen gedenken.)
Zweyte Scene.
(Ein kleines Gespraech zwischen Gadskill und einem Bedienten im
Wirthshaus, welches, ausser den Nachrichten, die der leztere dem
ersten von den Passagiers im Hause giebt, in einer Art von
Wizwechsel besteht, wovon der Uebersezer bekennt, dass es ihm
unmoeglich faellt, die deutsche Sprache damit zu bereichern.
Diejenige, welche vielleicht glauben, dass er diese Unmoeglichkeit
mit etwas weniger Traegheit haette ueberwinden koennen, moegen sich zur
Probe an den sinnreichen Woertern:) long-staff-six-penny-strikers(,
und) Mustachiopurple-hued-malt-worms (ueben; und wenn ihnen auch
diese nicht zu schwer seyn sollten, so werden sie doch gestehen,
dass die unsaubern Wortspiele, die einen Theil dieser Scene
ausmachen, unuebersezlich sind. Das beste ist, dass der Leser nicht
einen einzigen gesunden Gedanken, oder guten Einfall dabey
verliehrt. Man mag aus dem was wir uebersezen, den Schluss auf
dasjenige machen, was wir auslassen muessen.)
Dritte Scene.
(Verwandelt sich in die Landstrasse.)
(Prinz Heinrich, Poins und Peto treten auf.)
Poins.
Kommt, verbergt euch, verbergt euch; ich habe Falstaffs Pferd auf
die Seite gethan, und er murrt wie ein gummierter Sammet.
Prinz Heinrich.
Halt dich ruhig. (Falstaff tritt auf.)
Falstaff.
Poins, Poins! dass du gehangen waerst! Poins!
Prinz Heinrich.
Still, du fettnierichter Spizbube, was fuer ein Geheul machst du da?
Falstaff.
Wie, Poins! Hal!
Prinz Heinrich (zu Poins.)
Er ist auf den Huegel hinauf gegangen, ich will geh'n und ihn
aufsuchen.
Falstaff (auf einer andern Seite.)
Das ist meine Straffe davor, dass ich in dieses Diebs Gesellschaft
raube; der Raker hat mir mein Pferd auf die Seite gethan, der
Henker weiss wo hin. Wenn ich nur noch vier Quadrat-Schuhe weiter
zu Fuss gienge, so wuerd' ich mir den Blasebalg zersprengen. Gut,
ich zweifle nicht, dass ich eines schoenen Tods fuer alles diss sterben
werde, in so fern ich dem Galgen entgehe, wenn ich diesen Spizbuben
todtschlage. Ich habe diese zwey und zwanzig Jahre her seine
Gesellschaft stuendlich verschworen, und doch bin ich immer mit dem
Galgenstrik behext. Ich will gehangen seyn, wenn mir der Raker
nicht einen Liebes-Trank eingegeben hat; es kan anders nicht seyn;
ich hab' einen Liebes-Trank bekommen. Poins! Hal! Dass ihr die
Pest haettet! Bardolph! Peto! Ich will verhungern, wenn ich einen
Schritt weiter stehle. Wenn es nicht eine so gute That waer' als
ein Glas Bier auszutrinken, wenn ich ein ehrlicher Mann wuerde und
diese Galgenschwengel verliesse, so will ich der ausgemachteste
Halunke seyn, der jemals mit Zaehnen gekaeut hat. Acht Ellen unebner
Grund ist siebenzig Meilen fuer mich, wenn ich zu Fuss gehen muss.
Das hol der Henker, wenn Diebe nicht einmal ehrlich an einander
seyn koennen!
(Er hoert sie fluestern.)
He! dass euch die Pestilenz alle mit einander! Gebt mir mein
Pferd, ihr Schelme, gebt mir mein Pferd, und geht an den Galgen.
Prinz Heinrich.
Schweige, du Schmeer-Bauch, lieg nieder, leg dein Ohr hart an den
Boden, und horch, ob du nicht den Fusstritt von Reisenden hoeren
kanst.
Falstaff.
Habt ihr ein paar Hebel, oder etliche, dass ihr mich wieder aufheben
koennt, wenn ich einmal liege? Sapperment! Ich wollte um alles
Geld in deines Vaters Schazkammer, mein eigen Fleisch nicht noch
einmal so weit zu Fuss tragen. Was zum T** meynt ihr damit, dass ihr
mich so vexiert--Ich bitte dich, Prinz Hal, hilf mir zu meinem
Pferd, guter Koenigs-Sohn.
Prinz Heinrich.
Weg, du Schurke! Soll ich dein Stallknecht seyn?
Falstaff.
Geh, und haeng dich selbst an deinen eignen Cronprinzlichen
Kniebaendern auf. Wenn ich ertappt werde, so will ich euch fuer
diesen Streich bezahlen; ich will reden was ich weiss, das glaubt
mir. Wenn ich's nicht dahinbringe, dass man Gassenhauer auf euch
macht, und sie im Ton von H**liedern in den Strassen singt, so moege
ein Becher mit Sect mein Gift seyn! Wenn man einen Spass so weit
treibt, und noch dazu zu Fuss! Ich hass' es! (Gadshill und Bardolph
zu den Vorigen.)
Gadshill.
Steh!
Falstaff.
Das thue ich, wieder meinen Willen.
Poins.
O, es ist unser Spion, ich kenn' ihn an der Stimme. Bardolph, was
giebts Neues?
Bardolph.
Maskirt euch, maskirt euch, zieht eure Visiere herab: es kommt dort
Geld fuer den Koenig vom Huegel herunter, Geld, das in des Koenigs
Schazkammer geht.
Falstaff.
Du luegst, du Spizbube, es geht in des Koenigs Wirthshaus.
Gadshill.
Es ist genug, uns alle--(reich zu machen).
Falstaff.
An den Galgen zu bringen.
Prinz Heinrich.
Ihr Herren, stellt ihr Viere euch ihnen vorn in dem holen Weg
entgegen; Ned Poins und ich wollen tiefer herunter gehen; wenn sie
euch entrinnen, so fallen sie doch uns in die Haende.
Peto.
Aber wie viel sind ihrer?
Gadshill.
Ihrer acht oder zehen.
Falstaff.
Sakerlot! So werden sie ja uns berauben.
Prinz Heinrich.
Was Sir Hans Wanst fuer eine Memme ist!
Falstaff.
In der That, ich bin nicht Hans von Gaunt, euer Grossvater, aber
doch auch keine Memme, Hal.
Prinz Heinrich.
Gut, wir wollen's auf die Probe ankommen lassen.
Poins.
Holla, Jak, dein Pferd steht hinter dem Zaun dort: wenn du's noethig
hast, so wirst du's dort finden. Lebt wohl und haltet euch wohl!
Prinz Heinrich (zu Poins leise.)
Ned, wo sind unsre Ueberkleider?
Poins.
Hier, hart an uns; Lasst euch ja nicht sehen.
(Sie gehen auf die Seit.)
Falstaff.
Nun, meine Herren, ein jeder an seine Arbeit, wer das beste kriegt,
der hat's!
Vierte Scene.
(Einige Reisende treten auf.)
Reisende.
Kommt, Nachbar; der Junge soll unsre Pferde den Huegel herunter
fuehren; wir wollen eine Weile zu Fuss gehen, um eine Veraenderung zu
machen.
Die Diebe.
Halt!
Reisende.
Gott helf uns!
Falstaff.
Schlagt zu; nieder mit ihnen, schneidet den Lumpenhunden die Haelse
ab, ha! Ihr verfluchtes Ungeziefer, ihr Schlingel von Spekfressern;
sie sind unsre Feinde, zu Boden mit ihnen, zieht sie aus.
Reisende.
O wir sind verlohren, wir und die unsrigen auf immer.
Falstaff.
An den Galgen, ihr dikbauchichten Schurken, seyd ihr verlohren?
Nein, ihr fetten Luemmel, ich wollt' euer ganzer Vorrath waere hier;
nieder, ihr Spekseiten etc.
(Sie binden und berauben die Reisenden, und gehen ab.)
(Prinz Heinrich und Poins treten auf.)
Prinz Heinrich.
Die Diebe haben die ehrlichen Leute gebunden; wenn izt du und ich
die Diebe berauben, und mit der Beute im Triumph nach London ziehen
koennte, das waere eine Materie fuer eine Woche, ein Gelaechter fuer
einen Monat, und ein Spass fuer immer.
Poins.
Sachte, ich hoere sie kommen. (Die Diebe kommen zuruek.)
Falstaff.
Kommt, meine Herren, wir wollen theilen, und dann zu Pferde, eh der
Tag anbricht. Wenn der Prinz und Poins nicht zwo ausgemachte
Memmen sind, so ist keine Billigkeit mehr in der Welt. Dieser
Poins hat nicht mehr Herz als eine wilde Ente.
(Indem sie theilen, werden sie von dem Prinzen und Poins ueberfallen.)
Prinz Heinrich.
Euer Geld!
Poins.
Ihr Galgenschwengel!
(Die Diebe rennen fort, und Falstaff, nachdem er einen oder zween
Streiche bekommen, laeuft auch davon, und laesst die Beute dahinten.)
Prinz Heinrich.
Das hat nicht viel Muehe gekostet. Nun lustig zu Pferd; die Diebe
sind zerstreut, und in einen so grossen Schreken gesezt, dass sie
das Herz nicht haben, sich wieder zu sammeln; ein jeder haelt den
andern fuer einen Gerichtsdiener. Hinweg, guter Ned. Wie wird der
arme dike Falstaff izt schwizen! Wenn ich nicht lachen muesste, ich
koennte Mitleiden mit ihm haben.
(Sie gehen ab.)
Fuenfte Scene.
(Lord Percys Haus.)
(Hot-Spur tritt allein auf, einen Brief lesend.)
Hot-Spur.
"Was mich selbst betrift, Milord, so koennt ich um der Freundschaft
willen, die ich gegen euer Haus trage, wuenschen, dort zu seyn." Er
koennte wuenschen dort zu seyn; warum ist er denn nicht dort? "Um
der Freundschaft willen, die er gegen unser Haus traegt." Es zeigt
sich aus diesem, dass er seinen eignen Speicher mehr liebt als unser
Haus. Lasst doch weiter sehen: "Euere Unternehmung ist gefaehrlich."
Das wissen wir; es ist gefaehrlich einen Schnuppen zu kriegen, zu
schlaffen, zu trinken; aber lasst euch sagen, Milord Hasenfuss, dass
wir aus dieser Nessel-Gefahr, die Blume, Sicherheit, pflueken wollen.
"Eure Unternehmung ist gefaehrlich, die Freunde, die ihr nennt,
sind ungewiss, die Zeit selbst ist unschiklich, und euer ganzer
Entwurf zu leicht, einem so maechtigen Widerstand das Gegengewicht
zu halten." Sagt ihr das, sagt ihr das? So sag ich euch wieder
zuruek, dass ihr eine schuechterne feige Hindin seyd, und dass ihr luegt.
Wo hat denn der Mann sein Hirn? Bey G**! Unser Entwurf ist ein
so guter Entwurf als jemals einer gemacht worden ist; unsre Freunde
sind zuverlaessig und standhaft; ein guter Entwurf, gute Freunde, und
von denen man sich alles versprechen kan; ein vortrefflicher
Entwurf und recht gute Freunde! Was fuer ein kaltherziger Schurke
das ist! Wie? Milord von York billigt und beguenstigt das Vorhaben
selbst und den Entwurf, und diese Memme hier--Bey meiner Hand, waer'
ich bey ihm, ich koennte ihm mit seiner Frauen Luftfaecher das Hirn
ausschlagen. Ist nicht mein Vater, mein Oheim und ich selbst
dabey? Lord Edmund Mortimer, Milord von York, und Owen Glendower?
Ist nicht Dowglas dabey? Hab' ich nicht von ihnen allen Briefe,
dass sie auf den neunten dieses Monats ihre Waffen mit den meinigen
vereinbaren wollen? Sind nicht einige von ihnen wuerklich schon
ausgeruekt? Was fuer ein verdammter Schurke ist das! Ha, ihr werdet
nun sehen, dass er in der Aufrichtigkeit seiner Zagheit und seines
kalten Bluts zum Koenige gehen, und unser ganzes Vorhaben entdeken
wird. O ich koennte mich selbst in zwey spalten, dass ich eine
solche Schuessel voll geschwungne Milch in eine so edle Unternehmung
habe einmengen wollen. An den Galgen mit ihm, er mag es dem Koenig
sagen. Wir sind geruestet, ich will diese Nacht noch vorrueken.--
Sechste Scene.
(Lady Percy zu Hot-Spur.)
Hot-Spur.
--Was giebt's, Kaethe? Ich muss dich in zwo Stunden verlassen.
Lady.
O mein liebster Lord, warum seyd ihr so allein? Wegen was fuer
eines Verbrechens ist eure Gemahlin diese Nacht von ihres Harrys
Bette verbannt worden? Sage mir, mein Liebster, was ist es, das
dir deinen Appetit, dein Vergnuegen und deinen Schlaf raubt? Warum
heftest du deine Augen auf den Boden? Warum faehrst du so oft auf,
wenn du allein sizest? Warum hast du die frische Farbe deiner
Wangen verlohren? Und warum giebst du mein Kleinod, meine Rechte
an dich, der truebsinnigen Schwermuth preiss? Unter deinem unruhigen
Schlummer hab ich an deiner Seite gewacht, und dich von Krieg und
Schlachten murmeln gehoert; du redtest mit deinem Pferde, oder
rieffest, (Courage! Zum Treffen!) Du redtest von Ausfaellen und
Ruekzuegen; von Laufgraeben, Zelten, Palisaden, Schanzen, Brustwehren,
Carthaunen, Canonen, Feldschlangen, von Ranzionen der Gefangnen,
und von erschlagnen Soldaten--Deine Seele war so sehr mit
kriegrischer Arbeit beschaeftigt, und hat selbst im Schlaf dich in
eine so grosse Bewegung gesezt, dass grosse Schweisstropfen auf deiner
Stirne gestanden, und die Muskeln deines Gesichts aufgelauffen sind,
wie wir an Leuten sehen, denen vor allzuhastiger Bewegung der
Athem zurueck bleibt. O! was fuer schrekenvolle Zeichen sind das!
Ihr habt irgend ein schweres Geschaefte vor euch, und ich muss es
wissen, oder ihr liebt mich nicht. (Ein Bedienter kommt herein.)
Hot-Spur.
He! ist Willhelm mit dem Paquet abgegangen?
Bedienter.
Ja, Milord, schon vor einer Stunde.
Hot-Spur.
Hat der Kellner diese Pferde vom Scheriff gebracht?
Bedienter.
Eines, Milord, bracht' er eben izt.
Hot-Spur.
Was fuer eines? Den Rothschimmel, mit den gestuzten Ohren, nicht
wahr?
Bedienter.
Ja, Gnaediger Herr.
Hot-Spur.
Dieser Rothschimmel soll mein Thron seyn. Gut, ich will ihn gleich
besteigen. (O Esperance!)* Fuehrte ihn der Kellner in den Parc?
{ed. * Dieses franzoesische Wort ist vermuthlich da, damit es die Lady
Percy nicht verstehen solle.}
Lady.
Aber hoeret, Milord--
Hot-Spur.
Was willt du sagen, Milady?
Lady.
Was fuehrt euch dann weg?
Hot-Spur.
Wie? Mein Pferd, Liebe, mein Pferd.
Lady.
Weg mit dir, du tollkoepfiger Affe! Eine Wiesel hat nicht so viel
Spleen als ihr--Bey meiner Treue, ich will euer Geschaefte wissen,
das will ich. Ich fuerchte mein Bruder Mortimer geht damit um,
seinen Anspruch gelten zu machen, und verlangt euern Beystand; aber
wenn ihr geht--
Hot-Spur.
Soweit zu Fuss zu gehen, wuerde mich muede machen, Liebe.
Lady.
Kommt, kommt, ihr kleiner Papagay, antwortet mir geradezu auf das
was ich euch frage. Ich breche dir deinen kleinen Finger ab, Harry,
wenn du mir nicht die ganze Wahrheit gestehst.
Hot-Spur.
Weg, weg, kleiner Kindskopf--Lieben! Ich liebe dich nicht, ich
denke nicht an dich, Kaethe; es ist izt keine Zeit mit Puppen zu
spielen, und mit Lippen zu fechten. Izt ist es um blutige Nasen,
und gespaltete Hirnschaedel zu thun--Was sagst du, Kaethe? Was willt
du von mir?
Lady.
Liebt ihr mich dann nicht mehr? In der That nicht. Gut, so thut
es nicht. Denn wenn ich nicht mehr verdiene, von euch geliebt zu
werden, so bin ich auch nicht werth, dass ich mich selbst liebe.
Liebt ihr mich nicht? Nein, sag mir's, redst du im Scherz oder
nicht?
Hot-Spur.
Komm, willt du mich reiten sehen? Wenn ich zu Pferd bin, dann will
ich schwoeren, dass ich dich unendlich liebe. Aber hoerst du, Kaethe,
du musst mich nicht weiter ausfragen, wohin ich gehe; noch
Muthmassungen anstellen, warum? Wohin ich muss, muss ich, und um es
kurz zu machen, diesen Abend muessen wir scheiden, liebste Kaethe.
Ich weiss dass du verstaendig bist, aber doch nicht verstaendiger als
Harry Percy's Weib. Du hast Muth, so viel ein Weibsbild haben soll;
und an Verschwiegenheit uebertrift dich gewiss kein Frauenzimmer in
der Welt. Ich zweifle also keinen Augenblik daran, dass du nichts
sagen wirst, wenn du nichts weissst; und in so weit hab' ich ein
vollkommnes Zutrauen zu dir, meine suesse Kaethe.
Lady.
Wie? In so weit?
Hot-Spur.
Nicht einen Zollbreit mehr. Aber hoerst du, Kaethe, wohin ich gehe,
sollt du auch gehen. Heute will ich abreisen, und morgen sollst du
mir folgen. Bist du nun zufrieden, Kaethe?
Lady.
Ich muss wohl.
(Sie gehen ab.)
Siebende und achte Scene.
(Der Schauplaz verwandelt sich in das Wirthshaus zum Baeren-Kopf in
East-Cheap.)
(Ein paar unuebersezliche Scenen, im Geschmak der truebsten Hefen
der poebelhaftesten Canaille, zwischen dem Prinzen Heinrich, Poins,
Franz, dem Kellerjungen, und dem Wirth. Folgende Stelle ist das
Beste davon.)
Prinz Heinrich.
Ich hab, glaub' ich, auf einmal alle Launen im Leibe, die jemals
Launen gewesen sind, seit den alten 'Tagen des guten Grossvater
Adams bis auf das Saeuglings-Alter dieser gegenwaertigen zwoelften
Stunde Mitternachts. Und doch bin ich nicht von Percy's Humor,
dieses Eisenfressers aus Norden, der mir sechs oder sieben Duzend
Schotten zum Fruehstuek todt schlaegt, und wascht dann seine Haende,
und sagt zu seiner Frauen: Der Henker hole dieses ruhige Leben!
Ich habe ja nichts zu thun. "O mein suesser Harry", sagt sie dann,
"wie viele hast du heute todt geschlagen?" Gebt meinem Rothschimmel
zu trinken, sagt er, und antwortet ihr eine Stunde drauf ganz
kaltsinnig, ihrer vierzehn, oder so was, eine Kleinigkeit--Ich
bitte dich, ruf mir den Falstaff herein; ich will den Percy machen,
und der verdammte Schweinsbraten soll die Dame Mortimer, sein Weib,
agiren. Ruft den Schmeer-Bauch herein!
Neunte Scene.
(Falstaff, Gadshill, Bardolph und Peto zu den Vorigen.)
Poins.
Willkommen, Jak; wo bist du gewesen?
Falstaff.
Dass die schwere Noth alle feige Memmen, sag ich, und die Kraenke
oben drauf; und Amen! Gieb mir ein Glas Sect, Junge--Eh ich diese
Lebensart fortseze, will ich Fuss-Soken naehen, und sie wieder fliken,
wenn sie brechen. Dass die Pestilenz alle feige Memmen! Gieb mir
ein Glas mit Sect, Schurke. Ist denn keine Tugend mehr in der Welt?
(Er trinkt.)
Prinz Heinrich.
Hast du den Titan nie ein Stuek Butter kuessen gesehen? und wie es
von den zaertlichen Sachen, die er ihm sagte, wegschmolz? Wenn du's
gesehen hast, so sieh' diese Composition.
Falstaff.
Ihr Galgenschwengel, hier ist ja Kalk* in diesem Sect; es ist doch
nichts als Schelmerey in spizbuebischen Leuten; aber eine Memme ist
noch aerger als ein Glas Sect worinn Kalk ist. Eine nichtswuerdige
Memme!--Geh deines Wegs, alter Jak, stirb wenn du willt; wenn
Tapferkeit, wahre Tapferkeit nicht auf dem ganzen Erdenrund
vergessen ist, so bin ich ein Pikling. Es leben nicht drey brave
Maenner ungehangen in England, und einer von ihnen ist fett, und
wird, Gott helf ihm, nach gerade alt--eine boese Welt, sag ich! Ich
wollt' ich waer' ein Weber**; ich koennte Psalmen singen, und Lieder
wie man's haben wollte. Dass die Pestilenz alle Memmen, sag ich!
{ed. * Sir Richard Hawkins, einer von der Koenigin Elisabeth
See-Capitains, sagt in seinen Reisen S. 379: "Seitdem die
Spanischen Secte in unsern Wirtshaeusern so gemein sind, die in der
Zubereitung mit Kalk vermischt werden, um sich laenger zu erhalten,
beklagt sich unsre Nation ueber Stein, Wassersucht, und eine
Menge andrer Krankheiten, von denen wir nichts wussten, eh der
Gebrauch dieser Weine so sehr ueberhand nahm. Ausserdem vergeht
kein Jahr, dass nicht zwey Millionen Cronen dafuer aus unserm Lande
gehen etc." Dieses leztere war in der That ein wesentliches Uebel.
Aber dass Kalk den Stein verursachen soll, muss wohl nur ein
Vorurtheil des guten ehrlichen alten Mannes gewesen seyn, indem in
einem weit weisern Alter ein altes Weib ihr Gluek damit gemacht hat,
uns zu zeigen, dass Kalk eine Arzney gegen den Stein sey. Warburton.}
Prinz Heinrich.
Was giebts, Wollsak! was brummt ihr?
Falstaff.
Ein Koenigs-Sohn? Wenn ich dich nicht mit einem Dolch von einem
Span aus deinem Koenigreich hinaus jagen, und alle deine Unterthanen
wie eine Heerde wilder Gaense vor dir her treiben will, so will ich
meine Tage kein Haar mehr an meinem Kinn tragen. Ihr, Prinz von
Wales?
Prinz Heinrich.
Wie, du H**sohn von einem diken Flegel, was hast du denn?
Falstaff.
Seyd ihr nicht eine Memme? Antwortet mir auf das, und Poins hier?
Prinz Heinrich.
Du Wanst, wenn du mich eine Memme nennst, so bist du des Todes.
Falstaff.
Ich haette dich eine Memme geheissen? Eh will ich dich zur Hoelle
gehen sehen, eh ich dich eine Memme heissen wollte; aber tausend
Pfund wollt' ich drum geben, wenn ich so geschwinde lauffen koennte,
wie du. O! was das betrift, eure Schultern habt ihr so gerad als
ihr's wuenschen koennt, ihr bekuemmert euch nichts darum, euern Rueken
sehen zu lassen. Nennt ihr das, euern Freunden den Rueken deken?
Dass die Pest ein solches Ruekendeken haette! Gebt mir ein Glas Sect.
Ich will eine H** seyn, wenn ich heute noch einen Tropfen
getrunken habe.
Prinz Heinrich.
O du Schurke! du hast ja dein Maul kaum abgewischt, seitdem du das
leztemal getrunken hast.
Falstaff.
Das ist all eins.
(Er trinkt.)
Dass die Pest alle feige Memmen, dabey bleib ich!
Prinz Heinrich.
Was willt du denn damit?
Falstaff.
Was ich damit will? hier sind unser vier, die diesen Morgen
tausend Pfund geraubt haben.
Prinz Heinrich.
Wo ist das Geld? Wo ist es?
Falstaff.
Wo es ist? Zum T** ist es, genommen ist es uns worden; ihrer
hundert gegen uns arme viere.
Prinz Heinrich.
Was sagst du, ihrer hundert?
Falstaff.
Ich will ein H*f*t seyn, wenn ich mich nicht zwey Stunden lang mit
einem Duzend von ihnen herumgehauen habe. Es ist ein Mirakel, dass
ich davon gekommen bin. Ich bin achtmal durch mein Wamms gestossen
worden, viermal durch die Hosen, mein Schild ist durch und durch
gehauen, und mein Schwerdt hat Scharten wie eine Hand-Saege, (ecce
signum.) Ich habe mich nie besser gehalten, seitdem ich ein Mann
bin. Haetten's andre auch so gemacht! Dass sie die Pest, die Memmen!
--Lasst sie reden; wenn sie mehr oder weniger sagen als wahr ist, so
sind sie Schurken, und Kinder der Finsterniss.
Prinz Heinrich.
Redet, ihr Herren, wie gieng es dann her?
Gadshill.
Wir vier machten uns an ihrer zwoelf ungefehr--
Falstaff.
Sechszehn wenigstens, Milord.
Gadshill.
Und banden sie.
Peto.
Nein, nein, gebunden wurden sie nicht.
Falstaff.
Du Raker, sie wurden gebunden, einer nach dem andern; wenn's nicht
so ist, so will ich ein Jude seyn, ein hebraeischer Jude.
Gadshill.
Wie wir nun theilten, so ueberfielen uns sechs oder sieben frische
Maenner.
Falstaff.
Und banden die andern los, und da kamen die uebrigen.
Prinz Heinrich.
Wie? Fochtet ihr dann mit ihnen allen?
Falstaff.
Mit Allen? Ich weiss nicht was ihr Alle nennt; aber wenn ich nicht
wenigstens mit fuenfzig von ihnen fochte, so will ich ein Bueschel
Rettiche seyn. Wenn ihrer nicht zwey oder drey und fuenfzig an dem
armen alten Jak waren, so sey ich keine zweybeinichte Creatur.
Poins.
Der Himmel verhuete, dass ihr keine von ihnen ermordet habt!
Falstaff.
Gut, das kan er nun nicht mehr verhueten. Ich habe zween von ihnen
gepfeffert; zween, das kan ich sagen, hab' ich bezahlt, zween in
Schetter-Roeken. Ich will dir was sagen, Hal; wenn ich dich anluege,
so spey' mir ins Gesicht, nenn' mich einen Gaul; du kennst meine
alte Manier im parieren; so lag ich, und so fuehrt ich meine Klinge;
vier Schurken in Schetter fielen ueber mich her, wie gesagt.
Prinz Heinrich.
Was, viere? Du sagtest eben, es seyen nur zween gewesen.
Falstaff.
Viere, Hal, viere sagte ich.
Poins.
Ja, ja, er sagte viere.
Falstaff.
Diese viere fielen mich alle von vornen an, und stiessen tapfer auf
mich zu; aber ich machte nicht viel Federlesens, sondern fasste auf
einmal alle ihre sieben Klingen mit meinem Schild auf; so--
Prinz Heinrich.
Sieben? Es waren ihrer ja nur viere diesen Augenblik.
Falstaff.
In Schetter.
Poins.
Ja, ja, vier in Schetter-Roeken.
Falstaff.
Sieben, bey meinem Bauch, oder ich bin ein H*f*t.
Prinz Heinrich (leise zu Poins.)
Ich bitte dich, lass ihn machen, es werden noch mehr draus werden.
Falstaff.
Hoerst du mich, Hal?
Prinz Heinrich.
Ja, und versteh dich auch, Jak.
Falstaff.
Gut, gut, es ist auch werth dass man aufhorche; diese neun Kerle in
Schetter, wovon ich dir sagte--
Prinz Heinrich.
So, schon wieder zween mehr--
Falstaff.
Wie sie sahen, dass ihre Klingen abgebrochen waren, fiengen sie an
zuruek zu weichen; aber ich gieng ihnen mit Haenden und Fuessen zu
Leibe, und in einem Gedanken, lagen sieben von eilfen im Gras.
Prinz Heinrich.
Das ist entsezlich. Eilf Maenner von Schetter aus zween!
Falstaff.
Aber da fuehrte mir der T** drey missgezeugte Schurken in Kendal-Gruen
auf den Rueken, die auf mich zuwalkten; denn es war so dunkel, Hal,
dass du deine Hand nicht haettest sehen koennen--
Prinz Heinrich.
Diese Luegen sind so dik und fett als du selbst bist. Wie, du
kleyen-hirnichter Wanst, du H**sohn von einem unflaetigen,
schmuzigen Schmeer-Bauch--
Falstaff.
Wie? Bist du toll, bist du toll? Ist es nicht die Wahrheit, die
Wahrheit?
Prinz Heinrich.
Wie konntest du denn sehen, dass diese Leute in Kendal-Gruen gekleidt
waren, wenn es so dunkel war, dass du deine Hand nicht sehen
konntest? Komm, lass sehen wie du das machtest; was sagst du hierzu?
Poins.
Nun, Jak, wie machtet ihr das, sagt einmal.
Falstaff.
Wie, ihr wollt's mit Gewalt wissen, mit Gewalt? Nein, und wenn ich
auf dem Strappado waere, oder auf allen Foltern der ganzen Welt, ich
wollt' euch nichts sagen, wenn ihr's mit Gewalt wissen wolltet.
Prinz Heinrich.
Es ist Zeit dem Spass ein Ende zu machen. Wisst also, diese
blutreiche Memme hier, dieser Bett-Druker, dieser Pferd-Rueken-
Brecher, dieses Gebuerge von Fleisch--
Falstaff.
Weg mit euch, ihr Hunger-Darm, ihr Aal-Haut, ihr duerre Kalbs-Zunge,
ihr Ochsen-Ziemer, ihr Stok-Fisch--O wenn ich nur einen laengern
Athem haette!--Was ist dir noch mehr aehnlich? Ihr Ellen-Maass, ihr
Fiddelbogen-Futteral, ihr langer Rauf-Degen--
Prinz Heinrich.
Gut, verschnauffe eine Weile, und fahre hernach fort; und wenn du
dich in niedertraechtigen Gleichnissen erschoepft hast, so hoere mich
nur dieses sagen.
Poins.
Horch auf, Jak.
Prinz Heinrich.
Wir beyde sahen euch viere ihrer viere angreifen, ihr bandet sie,
und bemeistertet euch ihrer Baarschaft; nun gebt Achtung wie es
weiter gierig. Wir beyde fielen hierauf ueber euch viere her,
jagten euch auseinander, und nahmen euch eure Beute weg; so ist's
und wir koennen sie euch hier im Hause zeigen. Und ihr, Falstaff,
ihr trugt eure Kutteln so leicht weg, mit einer so behenden
Hurtigkeit, und bruelltet so klaeglich um Gnade, und renntet und
bruelltet in einem fort, so gut als ich jemals ein Stierkalb bruellen
hoerte. Was fuer ein Sclave bist du, deinen Degen so zu zerhaken wie
du gethan hast, und dann zu sagen, es sey vom Fechten gekommen?
Was fuer eine Ausflucht, was fuer eine Luege, was fuer eine Hoele kanst
du ausfuendig machen, dich vor dieser offenbaren, unlaeugbaren
Schande zu verbergen?
Poins.
Komm, lass es uns hoeren, Jak. Wie willst du dir nun hinaushelfen?
Falstaff.
Bey G**, ich kannte euch so gut, als der so euch gemacht hat. Wie,
hoert ihr, meine Herren, haett' ich den praesumtiven Erben umbringen
sollen? Haett' ich meine Hand an den Cron-Prinzen legen sollen?
Wie, du weissst, dass ich so tapfer als Hercules bin; aber der
Instinct hielt mich dissmal zuruek; der Loewe greift niemals den Cron-
Prinzen an: Der Instinct ist ein maechtiges Ding. Aus Instinct ward
ich eine Memme, und ich werde mein Lebenlang desswegen von dir und
mir nur eine desto bessere Meinung haben; denn das beweisst
unleugbar, dass ich ein tapfrer Loewe bin, und dass du der aechte Cron-
Prinz bist. Aber, bey G**, Jungens, es freut mich, dass ihr das
Geld habt--Wirthin! riegle die Thuere; wache die Nacht durch, und
bete Morgens. Hey da, ihr lustigen Brueder, Jungens, Gold-Puepchens,
sagt, wie wollen wir uns lustig machen? Wollen wir eine Comoedie
(ex tempore) spielen?
{ed. ** In der Verfolgung der Protestanten in Flandern unter
Philipp dem 2ten, brachten diejenigen die bey dieser Gelegenheit
nach England kamen, die Wollen-Manufacturen mit. Diese waren
Calvinisten, welche jederzeit durch ihre Neigung zum
Psalmensingen sich unterschieden haben.
Warburtun.}
Prinz Heinrich.
Ich bins zufrieden--und der Inhalt soll dein Davon lauffen seyn.
Falstaff.
Ah!--nichts mehr hievon, Hal, wenn du mich lieb hast.
Zehnte Scene.
(Die Wirthin kommt herein und meldet dem Prinzen, dass ein Herr von
Hofe da sey, der auf Befehl des Koenigs mit ihm sprechen wolle.
Falstaff wird abgeschikt zu hoeren was er wolle.)
Eilfte Scene.
(Falstaff kommt zuruek, und bringt die Zeitung von dem Aufstand,
den Percy, Northumberland, Douglas, und Glendower, im Norden von
England erregt, und dass der Prinz auf morgen zum Koenig, seinem
Vater, beschieden sey. Dieses giebt zu einer kleinen Comoedie von
der poebelhaftest-buerlesken Art Anlas, worinn Falstaff den Koenig
macht, und den Prinzen wegen seiner unanstaendigen Lebensart und
luederlichen Gesellschaft ausschilt, jedoch mit Ausnahme des
einzigen Falstaff, von dem er viel Gutes sagt. Der Prinz behauptet,
Falstaff habe den Koenig nicht recht gemacht, uebernimmt diese Rolle
selbst, laesst Falstaffen den Prinzen seyn, und sagt alsdann eben so
viel boeses von Falstaff als dieser vorhin Gutes von sich selbst
gesagt hatte. Folgendes mag zur Probe dienen:)
Prinz Heinrich (in der Person des Koenigs.)
Ich hoere grosse Klagen ueber dich.
Falstaff (in der Person des Prinzen.)
Sakerlot! Gnaedigster Herr, sie sind alle erlogen--
Prinz Heinrich.
Du schwoerst, unartiger Bube? Von nun an komm nimmer vor meine
Augen! Du gehst einen verderblichen Weg; es ist ein Teufel, der
dich jagt, ein Teufel in Gestalt eines fetten alten Manns; eine
Tonne von einem Mann ist deine Gesellschaft. Wie, schaemst du dich
nicht mit diesem Weinfasse umzugehen, mit diesem zusammengeballten
Klumpen von Bestialitaet, mit diesem ungeheuren Kessel voll Sect,
mit diesem ausgestossen Felleisen von Kutteln,--diesem ehrwuerdigen
Laster, dieser grauen Bueberey, diesem Vater Spizbuben, dieser
bejahrten Eitelkeit? Wozu ist er gut, als Sect zu kosten und
auszutrinken? Worinn ist er nett und manierlich, als einen
Capaunen zu zerlegen und aufzuessen? Worinn hat er Verstand als in
Raenken? Wozu braucht er seine Raenke als zu Bubenstueken? Worinn
ist er ein Lotterbube als in allen Dingen? Und worinn ist er
loeblich als in nichts?
Falstaff.
Wen meynt Euer Majestaet?
Prinz Heinrich.
Diesen ruchlosen schaendlichen Verfuehrer der Jugend, Falstaff,
diesen alten weissbartigen Satan.
Falstaff.
Milord, den Mann kenn' ich.
Prinz Heinrich.
Das weiss ich wol.
Falstaff.
Aber wenn ich sagte, dass er ein schlimmerer Mann sey als ich selbst,
so sagt' ich mehr als ich weiss. Dass er alt ist, davon zeugen
leider! seine weissen Haare; aber dass er, mit Respect vor euch zu
sagen, ein H**jaeger sey, das laeugne ich schlechterdings. Wenn Sect
und Zuker etwas unrechtes ist, so helf G** den Schlimmen! Wenn alt
und aufgeraeumt seyn, eine Suende ist, so kenn' ich manchen alten
Wirth, der verdammt werden muesste; wenn fett seyn, Hass verdient, so
muessten Pharaons magre Kuehe liebenswuerdig seyn. Nein, Gnaedigster
Herr, verbannet Peto, verbannet Bardolph, verbannet Poins; aber den
guten alten Jak Falstaff, den wakern Jak Falstaff, den ehrlichen
Jak Falstaff, den tapfern Jak Falstaff, und desto tapfrer, da er,
wie man nicht laeugnen kan, der alte Jak Falstaff ist, den verbannt
nicht aus Harry's Gesellschaft: Wolltet ihr den guten diken Jak von
mir verbannen, so verbannet eben so mehr die ganze Welt von mir--
([Diese unvollkommne Probe, (denn man hat dennoch einige Bluemchen
auslassen muessen) wird den Leser vermuthlich geneigt machen, dem
Uebersezer in Absicht der Falstaffischen Scenen Vollmacht zu geben,
darueber nach eignem Belieben zu schalten. Man muss ein Englaender
seyn, diese Scenen von Englaendern spielen sehen, und eine gute
Portion Pounsch dazu im Kopfe haben, um den Geschmak daran zu
finden, den Shakespears Landsleute groestentheils noch heutiges
Tages an diesen Gemaehlden des untersten Grads von poebelhafter
Ausgelassenheit des Humors und der Sitten finden sollen.])
(Bardolph und die Wirthin lauffen erschroken herein, und melden,
dass der Scheriff mit der Wache vor der Thuere sey, und das Haus
durchsuchen wolle. Prinz Heinrich uebernimmt es ihn abzufertigen,
nachdem er Falstaffen und den uebrigen befohlen, sich zu verbergen.)
Zwoelfte Scene.
(Der Scheriff kommt mit einem von den Fuhrleuten der Beraubten,
und fragt nach Falstaffen, welchen er beschuldigt, den Raub
begangen zu haben. Der Prinz antwortet ihm ganz ernsthaft, und
also in reimlosen Versen (denn Shakespear ist, wie wir wissen, ein
genauer Beobachter des Decorum,) der Mann sey nicht hier, indem er
ihn Geschaefte halber ausgeschikt habe; er giebt aber dem Scheriff
sein Ehrenwort, dass er ihn bis morgen Mittags stellen, und wenn es
sich finde, dass er den Raub begangen, der Justiz ueberlassen wolle.
Der Scheriff nimmt hierauf seinen demuethigen Abschied, und der
Prinz erklaert sich gegen Peto, dass er den Beraubten ihr Geld mit
Wucher wieder zuruekgeben, morgen nach Hofe und von da zu Felde
gehen, sie aber allerseits mit sich nehmen, und bey der Armee
anstaendig unterbringen wolle.)
Dritter Aufzug.
Erste Scene.
(Des Archi-Diaconus von Bangor Haus in Wales.)
(Hot-Spur, Worcester, Mortimer und Owen Glendower treten auf.)
Mortimer.
Diese Versprechungen sind schoen, die Partheyen zuverlaessig, und
unser Vorhaben voller Hoffnung eines glueklichen Ausgangs.
Hot-Spur.
Milord Mortimer, und Vetter Glendower, wollt ihr nicht Plaz nehmen?
Und ihr, Oheim Worcester--Der Henker hol' es! ich habe die Land-
Carte vergessen.
Glendower.
Nein, hier ist sie. Sezt euch, Vetter Percy, sezt euch, guter
Vetter Hot-Spur: Denn wenn Lancaster euch bey diesem Namen nennen
hoert, dann erblassen seine Wangen, und mit einem emporsteigenden
Seufzer wuenscht er, dass ihr im Himmel seyn moechtet.
Hot-Spur.
Und ihr in der Hoelle, so oft er von Owen Glendower reden hoert.
Glendower.
Ich tadle ihn nicht; in meiner Geburts-Stunde erfuellte sich die
Stirne des Himmels mit feurigen Gestalten und brennenden Meteoren;
wisst, der ganze Erdball zitterte in seinen innersten Gewoelben, wie
eine Memme, als ich gebohren ward.
Hot-Spur.
Das wuerd' er gethan haben, wenn in der nemlichen Stunde eurer
Mutter Kaze Junge gehabt haette, und ihr nie gebohren worden waeret.
Glendower.
Ich sage, die Erde bebte wie ich gebohren ward.
Hot-Spur.
Und ich sage, wenn die Erde das that, so dachte sie nicht wie ich,
in so fern ihr euch einbildet, sie zitterte aus Furcht vor euch.
Glendower.
Die Himmel waren lauter Feuer, und die Erde bebte.
Hot-Spur.
Die Erde bebte also, weil sie den Himmel in Feuer sah, und nicht
weil ihr gebohren wurdet. Die kranke Natur bricht oft in seltsame
Paroxismen aus; die Erde wird zuweilen von dem unbaendigen Wind, der
in ihren Leib eingekerkert ist, mit einer Art von Colik gequaelt; er
straeubt sich durchzubrechen, und schuettelt die gute alte Mutter so
stark, dass hohe Schloesser und bemoosste Glokenthuerme umstuerzen. Wie
ihr gebohren wurdet, so hatte unsre Gross-Mutter Erde eben einen
solchen Anstoss von Bauchweh, und das war alles.
Glendower.
Vetter, diese Reden wuerde ich nicht von vielen andern ertragen.
Erlaubt mir euch noch einmal zu sagen, dass bey meiner Geburt die
Stirne des Himmels voller feuriger Gestalten war; die Geissen
rennten von den Bergen herab, und die Heerden auf den Feldern
bruellten auf eine unnatuerliche Art vor Schreken. Diese Zeichen
deuteten an dass ich ausserordentlich seyn wuerde, und der ganze Lauf
meines Lebens hat bewiesen, dass ich nicht in die Classe der
gewoehnlichen Menschen gehoere. Wo lebt, innert den seebespuehlten
Grenzen von England, Wales und Schottland, der Mann der sich ruehmen
kan, mein Lehrmeister gewesen zu seyn? Und dennoch hab ich den
Sohn eines Weibs noch nicht gesehen, der es in irgend einer
Wissenschaft oder Kunst mit mir aufnehmen koennte.
Hot-Spur.
Ich glaube selbst, dass niemand besser welsch redt--ich will zum
Mittag-Essen.
Mortimer.
Ruhig, Vetter Percy; ihr macht ihn noch boese.
Glendower.
Ich kan die Geister aus dem Abgrund hervorrufen.
Hot-Spur.
Das kan ich auch, und das kan jedermann; aber kommen sie, wenn ihr
ihnen ruft?
Glendower.
Wie, ich kan dich dem Teufel gebieten lehren.
Hot-Spur.
Und ich kan dich den Teufel beschaemen lehren; du darfst nur die
Wahrheit reden: Sprich wahr, und beschaeme den Teufel, sagt das
Spruechwort. Wenn du im Stand bist ihn zu beschwoeren, so bring ihn
her; und ich will im Stand seyn, ihn mit Schaam wieder wegzujagen.
O! sagt euer Lebenlang die Wahrheit, und beschaemt den Teufel.
Mortimer.
Kommt, kommt, wozu soll dieses Gewaesche nuezen?
Glendower.
Dreymal hat Heinrich Bolingbroke sich meiner Macht entgegen
gestellt; dreymal hab ich ihn von den Ufern des Wye und des
silbersandigen Severn, ohne Stiefel und von Gewittern verfolgt,
heimgeschikt.
Hot-Spur.
Heimgeschikt, ohne Stiefeln und noch dazu in schlimmem Wetter. Wie,
ins T** Namen, entgieng er dem Fieber?
Glendower.
Kommt, hier ist die Carte; wollen wir nach unsern dreyfachen
Anspruechen unser Recht theilen?
Mortimer.
Der Archi-Diaconus hat es schon, sehr gleich, durch drey Linien
getheilt: England, vom Trent bis hier zum Severn, Sued- und Ostwaerts,
ist mein Antheil; alles was gegen Westen ligt, Wales, und alle
diese fruchtbaren Laender innert den Ufern des Severn, sollen Owen
Glendowers seyn; und, Vetter Percy, der uebrige nordliche Theil,
jenseits des Trent, euer. Unser dreyfacher Verglich ist bereits
aufgesezt, und wenn die Instrumente gesiegelt und ausgewechselt
seyn werden, welches in dieser Nacht noch geschehen kan, so wollen
wir, ihr, Vetter Percy, und ich, und Mylord von Worcester, morgen
ausrueken, um uns, der Abrede gemaess, zu Schrewsbury mit euerm Vater
und den Schottischen Voelkern zu vereinbaren. Mein Vater Glendower
ist noch nicht fertig, auch haben wir in diesen vierzehn Tagen
seiner noch nicht vonnoethen; und diese Zeit ist mehr als
hinreichend,
(zu Glendower)
dass ihr eure Vasallen, Freunde und Nachbarn aufbieten koennet.
Glendower.
Ich werde in kuerzerer Frist bey euch seyn, Milords; und ich will
euch eure Ladys mitbringen, von denen ihr euch izt, ohne Abschied,
wegstehlen muesst; denn es wird eine Welt voll Wasser vergossen
werden, wenn ihr und eure Weiber scheiden muesst.
Hot-Spur.
Mich daeucht, mein Antheil, Nordwaerts von Burton hier, ist lange
nicht so gross als der eurige. Seht, wie dieser Fluss, indem er sich
hier schlangenweis zuruek kruemmt, mir einen grossen halben Mond von
dem schoensten Theil meines ganzen Landes abschneide. Ich will den
Strom hier aufgetroknet haben, und hier soll in einem neugegrabnen
Canal der glatte silberne Trent schoen und eben dahinfliessen; er
soll sich nicht mit so tieffen Kruemmungen winden, und mich hier
eines so reichen Bodens berauben.
Glendower.
Er soll sich nicht winden? Er soll, er muss; ihr seht ja, er thut's.
Mortimer.
Aber ihr seht ja, dass er hier auf dieser Seite euch eben so viel
wieder zulegt, als er euch auf der andern abschneidet.
Worcester.
Ja, aber es wird nur wenig Muehe brauchen ihn hier herueber zu leiten,
um auf der Nordseite diesen Strich Lands zu gewinnen, und dann
fliesst er gerad und eben.
Hot-Spur.
Ich will es so haben, es wird bald geschehen seyn.
Glendower.
Ich werde keine Veraenderung zugeben.
Hot-Spur.
Ihr wollt nicht?
Glendower.
Nein, und ihr sollt keine machen.
Hot-Spur.
Und wer ist der, der nein dazu sagen wird?
Glendower.
Der bin ich.
Hot-Spur.
So sagt es auf welsch, damit ich es nicht verstehe.
Glendower.
Ich kan englisch reden, Lord, so gut als ihr, denn ich ward am
Englischen Hof erzogen; ich habe manches englische Lied als
Juengling auf meiner Harfe begleitet, und den Beyfall der Schoensten
erlangt, wenn ich meine Stimme mit ihren Accenten vermaehlte; eine
Geschiklichkeit, die man nie an euch gesehen hat.
Hot-Spur.
Glaubt mir, es sollte mir leid seyn, wenn es anders waere. Ich
wollte lieber eine Kaze seyn, und, Miau, schreyen!--als einer von
diesen schnurrenden Reimen-Maeklern; ich will lieber einen kuepfernen
Kerzenstok umfallen hoeren, oder ein ungeschmiertes Rad in der Achse
kirren, es wuerde mir lange nicht so weh in den Zaehnen thun, als
dieses laeppische Geklingel von Poeterey; das ist ja nicht anders,
als wie wenn man einen stolpernden Klepper zwingen will, einen
guten Schritt zu gehen.
Glendower.
Kommt, kommt, Trent soll abgeleitet werden.
Hot-Spur.
Was bekuemmert mich das? Ich will dem ersten Freund der mir gute
Dienste thut, dreymal so viel Land geben; aber hier, versteht mich
wohl, wo es um einen Vertrag zu thun ist, wollt ich um den neunten
Theil eines Haars schicaniren. Sind die Instrumente aufgesezt?
Koennen wir gehen?
Glendower.
Der Mond scheint hell, ihr koennt diese Nacht abreisen; ich will den
Schreiber treiben, und indessen eure Weiber auf euern Abschied
vorbereiten; ich fuerchte meine Tochter wird unsinnig davon werden,
so verliebt ist sie in ihren Mortimer.
(Er geht ab.)
Zweyte Scene.
Mortimer.
Fy, Vetter Percy, warum koennt ihr meinen Vetter nicht unangefochten
lassen?
Hot-Spur.
Ich kan nicht anders; er macht mich manchmal toll, wenn er mir vom
Maulwurf und der Ameise erzaehlt, und von den Propheceyungen des
Traeumer Merlins, und von einem Drachen, und von einem Fisch ohne
Flossfedern, und von einem Greiffen mit beschnittnen Fluegeln, und
von einer huepfenden Kaze, kurz von einer Menge solchem
abgeschmaktem Hocus-Pocus, das mir die Geduld ausgehen macht. Ich
will euch was sagen, er hielt mich verwichne Nacht zum wenigsten
neun Stunden auf, mir die Namen der verschiednen Teufel
herzurechnen, die seine Lakeyen seyn sollen; ich schrie--hum!--und--
wohl, wohl! Aber ich gab ihm nicht auf ein Wort Acht. O! er ist
so beschwerlich wie ein muedes Pferd, oder ein keiffendes Weib;
aerger als ein rauchiges Haus. Ich wollte lieber bey Kaes und
Knoblauch in einer Windmuehle leben, und weit von ihm seyn; als
Kazen fressen, und seinem Geschrey zuhoeren, in irgend einem
Sommerhaus in der Christenheit.
Mortimer.
Er ist, bey allem dem, ein verdienstvoller Edelmann,
ausserordentlich belesen, und in den seltsamsten Wissenschaften
erfahren; tapfer wie ein Loewe; ueberaus leutselig, und guetig wie die
Minen von Indien. Soll ich's euch sagen, Vetter; er giebt euerm
Temperament ungemein viel nach, und thut sich selbst die groeste
Gewalt an, wenn ihr ihn auf eine so anzuegliche Art in seinem Humor
durchkreuzt; ich versichre euch, der Mann lebt nicht, der ihn ohne
Gefahr, so wie ihr gethan habt, haette reizen duerfen. Aber thut es
nicht oft, ich bitte euch.
Worcester.
In der That, Milord, ihr seyd zu tadelsuechtig, und habt, seitdem
ihr hier seyd, genug gethan, um seine Geduld aufs aeusserste zu
bringen. Ihr muesst diesen Fehler nothwendig verbessern lernen, Herr.
Ob dieses hastige Wesen gleich manchmal Groesse, Muth und Feuer
anzeigt, (und das ist der groesste Vortheil den ihr davon haben
koennet;) so giebt es hingegen auch oefters das Ansehen einer rohen
Wildheit, eines Mangels an Lebensart und Sitten, und den Schein von
Stolz, Aufgeblasenheit, uebertriebner Einbildung und Verachtung
andrer Leute; Fehler, wodurch ein Mann, mit den groesten Verdiensten,
die er sonst haben mag, die Herzen der Leute verliehrt, und die
einen Fleken auf die ganze schoene Seite werfen, wodurch er sonst
die Hochachtung der Welt gewonnen haette.
Hot-Spur.
Gut, ihr habt mich nun genug geschulmeistert denke ich; ich
verlang' euch den Vorzug der Hoeflichkeit nicht streitig zu machen--
hier kommen unsre Weiber, und wir wollen unsern Abschied nehmen.
Dritte Scene.
(Glendower mit Lady Mortimer und Lady Percy, zu den Vorigen.)
Mortimer.
Das ist ein Umstand, der mir oft toedtlichen Verdruss macht, mein
Weib kann nicht englisch reden, und ich nicht welsch.
Glendower.
Meine Tochter weint, sie will nicht von euch scheiden, sie will
auch ein Soldat werden, sie will in den Krieg.
Mortimer.
Milord, sagt ihr, sie und meine Tante Percy sollen uns in kurzem
folgen.
(Glendower spricht welsch mit ihr, und sie antwortet ihm darinn.)
Glendower.
Sie will sich nicht troesten lassen; eine kleine eigensinnige Hexe,
bey der keine Ueberredung anschlagen will.
Mortimer.
Ich versteh' deine Blike, ich bin ein Meister in diesem anmuthigen
Welsch, das du aus diesen zween schwellenden Himmeln hervorathmest,
und, waeren wir nicht in Gesellschaft, ich wollte dir in der
nemlichen Sprache antworten; ich verstehe deine Kuesse, und du die
meinige, in dieser fuehlbaren Unterredung haben wir keinen
Dollmetscher noethig; aber ich will nicht ruhen, Liebe, bis ich
deine Sprache gelernt habe; denn von deinen Lippen toent das Welsche
so anmuthig als aus einer Sommerlaube der suesse Gesang einer Feen-
Koenigin, von den entzuekenden Griffen ihrer goldnen Laute beseelt.
Glendower.
O! wenn du in Zaertlichkeit schmilzst, so wird sie gar unsinnig
werden.
(Die Lady redt wieder welsch.)
Mortimer.
Ach! hierinn bin ich die Unwissenheit selbst.
Glendower.
Sie bittet, dass ihr euch niederlegen und euer holdes Haupt auf
ihrem Schooss ruhen lassen sollt, und sie will euch den Gesang
singen, den ihr so gerne hoert, und euer Blut in eine angenehme
Schwermuth wiegend, den Gott des Schlafs auf euern Augliedern
kroenen; euch in dieses zauberische Mittel zwischen Schlaf und
Wachen senken, das dem Gemische von Nacht und Tag aehnlich ist, eine
Stunde eh der Gott des Lichts seinen goldnen Lauf aus Osten beginnt.
Mortimer.
Von Herzen gerne will ich mich sezen, und sie singen hoeren;
inzwischen, denk' ich, werden unsre Papiere fertig werden.
Glendower.
Thut das, und obgleich die Musicanten, die euch dazu aufspielen
sollen, tausend Meilen weit von hier in der Luft hangen, so sollen
sie doch in einem Wink zugegen seyn. Sezt euch, und horcht.
Hot-Spur.
Komm, Kaethe, du bist eine Meisterin im Niederligen; komm, geschwind,
geschwind, dass ich meinen Kopf auf deine Schooss legen kan.
Lady.
Geht, alberne Gans.
(Die Musik faengt an.)
Hot-Spur.
Nun merk' ich, dass der Teufel welsch versteht; bey unsrer Frauen,
er ist kein schlimmer Musicant; kein Wunder, dass er so wunderliche
Launen hat.
Lady Percy.
Wenn es die Launen ausmachten, so muesstet ihr ueber und ueber
musicalisch seyn: Ligt still, ihr Dieb', und hoert die Lady welsch
singen.
Hot-Spur.
Ich wollte lieber meine Lady Brake auf irlaendisch heulen hoeren.
Lady.
Soll ich dir deinen Kopf zerbrechen?
Hot-Spur.
Nein.
Lady.
Nun, so lig still.
Hot-Spur.
Das auch nicht, das schikt sich nur fuer eine Lady.
Lady.
Nun, so helf dir Gott!
Hot-Spur.
In der welschen Lady Bette.
Lady.
Was sagtest du?
Hot-Spur.
Still, sie singt.
(Lady Mortimer singt ein welsches Lied.)
Hot-Spur.
Komm, Kaethe, du must mir auch eins singen.
Lady Percy.
Ich gewiss nicht, bey meiner Treu.
Hot-Spur.
Bey deiner Treu? du schwoerst ja wie ein Zukerbekers-Weib! Nicht
du, bey deiner Treu! und, so wahr ich leb, und, hol mich Gott, und,
so wahr als die Sonn am Himmel ist; wenn man dich so armselig
schwoeren hoert, so daechte man, du seyst nie weiter als bis nach
Finsbury gekommen. Schwoer mir wie eine Lady, Kaethe, die du bist,
einen huebschen den Mund ausfuellenden Schwur, und ueberlass das meiner
Treu und dergleichen Pfeffer- und Ingwerkraemerische Bluemchen, den
ehrlichen Leuten die am Sonntag ihr huebsches Kleid anziehen.--Komm,
sing.
Lady.
Ich will nicht singen.
Hot-Spur.
Und ich will gehen; wenn die Aufsaeze fertig sind, so koennen wir in
zwo Stunden schon fort seyn. Kommt mit, wenn ihr wollt.
(Er geht ab.)
Glendower.
Kommt, kommt, Lord Mortimer; ihr seyd, daeucht mich, so traege zum
Gehen als Lord Percy feurig ist. Unsre Instrumente werden fertig
seyn; wir wollen nur sigeln und dann gleich zu Pferde.
Mortimer.
Von Herzen gerne.
(Sie gehen ab.)
Vierte Scene.
(Verwandelt sich in den Audienz-Saal zu Windsor.)
(Koenig Heinrich, der Prinz von Wales, Lords und Gefolge treten auf.)
Koenig Heinrich.
Lords, verlasst uns eine Weile; der Prinz von Wales und ich muessen
allein mit einander sprechen; aber entfernt euch nicht weit, denn
wir werden euch bald wieder noethig haben.
(Die Lords gehen ab.)
Ich weiss nicht, ob es Gott so haben will, dass zu Befriedigung
seines geheimen Grimms ueber irgend eine missfaellige That meines
Lebens aus meinem eignen Blut ein Raecher und eine Peitsche fuer mich
entstehen sollte; aber der ganze Zusammenhang deiner Auffuehrung und
Lebensart laesst mich nichts anders glauben, als dass du ganz allein
zum Werkzeug der heissen Rache des Himmels wieder mich bestimmt
bist. Oder sage mir, waer es sonst moeglich, dass so zuegellose und
niedertraechtige Neigungen, so elende, so poebelhafte, so schaendliche,
so ruchlose Handlungen, so nichtswuerdige Belustigungen, eine so
veraechtliche, so wilde Gesellschaft, als diejenige womit du gepaart
oder mit der du vielmehr ganz in eins verwachsen bist, faehig seyn
sollten, dich deiner angebohrnen Hoheit vergessen zu machen, und
dein fuerstliches Herz zu sich herunter zu ziehen?
Prinz Heinrich.
Gnaedigster Herr, ich wuenschte dass ich von allen Vergehungen so frey
waere, als ich gewiss bin, mich von vielen reinigen zu koennen, die
mir zur Last gelegt werden. Indessen erlaubet mir wenigstens so
viele Nachsicht von Euer Majestaet zu erbitten, dass, wenn viele von
diesen nachtheiligen Erzaehlungen, womit niedertraechtige Zeitungs-
Maekler das Ohr der Fuersten zu umsumsen pflegen, sich falsch
befinden, meine aufrichtige Reue wegen einiger wuerklicher
Vergehungen, worinn meine Jugend ausschweiffend und tadelhaft
gewesen ist, Vergebung erlangen moege.
Koenig Heinrich.
Der Himmel vergebe dir! Aber lass mich dir mein Erstaunen darueber
bezeugen, Harry, dass deine Neigungen sich so weit von dem edeln
Flug aller deiner Voraeltern entfernen. Du hast durch deine rohe
Lebensart deinen Plaz im Staats-Rath verlohren, der nun durch
deinen juengern Bruder erfuellt wird; du hast die Herzen des ganzen
Hofs, und alle Prinzen von meinem Blut verlohren. Niemand hoffet
oder erwartet etwas Gutes von deiner Zeit, und jede Seele sagt sich
selbst prophetisch deinen Fall vorher. Haette ich deine Sitten
gehabt, haett' ich in den Augen der Welt mich so gemein und
veraechtlich gemacht, durch eine so poebelhafte Gesellschaft mir
selbst meinen Werth benommen; die Meynung, die mir zur Crone half,
wuerde dem vorigen Besizer treu geblieben seyn, und mich in
ruhmloser Verbannung, unbemerkt und in der Menge des verdienstlosen
Hauffens, verlohren, vergessen haben. Aber da ich selten gesehen
wurde, erschien ich niemals, ohne wie ein Comet, jedes Aug' auf
mich zu ziehen. Die Vaeter sagten dann zu ihren Kindern: Diss ist er!
Wo, wo? fragten andre; welcher ist Bolingbroke? Und dann stahl
ich, wie ein andrer Prometheus, diese huldreiche Leutseligkeit vom
Himmel, dieses goettliche Feuer, wodurch die Koenige die Liebe ihrer
Unterthanen naehren, entzog die Herzen des Volks durch die Demuth,
in die ich mich einkleidete, ihrem Oberherrn, und empfieng lautes
Zujauchzen und frolokende Gruesse, selbst in der Gegenwart des
gekroenten Koenigs. Auf diese Art erhielt ich mich immer frisch und
neu in den Augen der Menge; und meine Gegenwart, mit desto groessrer
Pracht begleitet, je seltner sie war, schien jedesmal ein
oeffentliches Fest, das mit allgemeinen Freuden-Zeichen gefeyrt
wurde. Der huepfende Koenig trabte indess in einer Gesellschaft von
Hofnarren und schaalen Wizlingen, (wie duerre Reiser gleich
angezuendt und gleich verbrennt), auf und nieder, vergab seine
Koenigliche Wuerde, mengte sich unter unbaertige Spassvoegel und Geken,
und erlaubte ihnen seine Majestaet durch Scherze und unanstaendige
Vertraulichkeit zu entweihen; er liess sich, wie die gemeinsten
Pflastertreter, in allen Gassen sehen, und saettigte die Leute durch
seinen taeglichen Anblik so sehr, bis er ihnen ekelhaft wurde.
Musste er sich hernach bey oeffentlichen Anlaesen sehen lassen, so
ward er nur, wie der Gukguk im Brachmonat, gehoert, nicht geachtet;
geseh'n, aber mit dem nachlaessigen Blik, der ueber einen alltaeglichen
Gegenstand hinweggleitet; nicht mit dem weitoffnen wundervollen
Auge, das auf die sonnengleiche Majestaet geheftet wird, wenn sie
selten aus ihrer Verhuellung hervorglaenzt; sondern mit schlaefrigen,
gesenkten Augliedern, mit dem duestern verdriesslichen Blik, den man
auf einen Feind wirft, von dessen Gegenwart man belaestigt, gedruekt
und ueberfuellt wird. Und in eben dieser Linie, Harry, stehst du.
Du hast deine fuerstliche Vorrechte verlohren, indem du dich
niedertraechtiger Gesellschaft Preiss gegeben hast. Nicht ein
einziges Auge, das nicht deines alltaeglich gewordnen Anbliks
ueberdruessig ist; das meinige ausgenommen, das dich zu sehen verlangt
hat, und nun, wider meinen Willen, von den Zeichen einer
allzugrossen Zaertlichkeit ueberfliesst.
Prinz Heinrich.
Ich werde mich beeifern, mein gnaedigster Herr, kuenftig mehr ich
selbst zu seyn.
Koenig Heinrich.
Um alles in der Welt, was du in dieser Stunde bist, war Richard
damals da ich aus Frankreich zu Ravenspurg ans Land sezte, und
gerade was ich damals war, ist Percy izt. Bey meinem Scepter und
bey meiner Seele! er hat mehr wuerklichen Antheil am Staat, als du,
der kuenftige Thronfolger. Ohne Recht, ohne den Schatten eines
Rechts fuellt er die Felder mit Harnischen, erhebt sein Haupt gegen
des Loewen gewafnete Tazen, und, ob er gleich nicht aelter ist als du,
fuehrt er doch bejahrte Helden und ehrwuerdige Bischoeffe zu blutigen
Schlachten an. Was fuer eine unsterbliche Ehre hat er an dem
ruhmvollen Dowglas eingelegt, dessen grosse Thaten und seltne
Kriegs-Erfahrenheit ihm den Namen des groessten Feldherrn in allen
Christlichen Koenigreichen erworben haben? Dreymal hat dieser Hot-
Spur, dieser Kriegs-Gott in Windeln, dieser unmuendige Held, den
grossen Douglas in offner Schlacht ueberwunden, einmal ihn sogar
gefangen genommen, aber wieder in Freyheit gesezt, und einen Freund
aus ihm gemacht, um mit seinem Beystand den Frieden und die
Sicherheit unsers Throns zu erschuettern. Und was sagst du hiezu?
Percy, Northumberland, der Erzbischoff von York, Douglas und
Mortimer, haben einen Bund gegen uns gemacht, und empoeren sich--
Aber wem, und wozu erzaehl' ich diese Neuigkeiten? Wie, Harry, muss
ich vielleicht dich selbst, den naechsten an meinem Herzen und an
meinem Thron, auch dich, unter meine Feinde zaehlen? Du bist faehig
genug, aus unterwuerfiger feiger Niedertraechtigkeit, oder einem
Anstoss von Spleen, in Percys Solde wider mich zu fechten; und, wie
ein Hund um seine Fersen dich schmiegend, und hoeflich einen
gnaedigen Blik von ihm erbuhlend, zu zeigen, wie sehr du abgeartet
bist.
Prinz Heinrich.
Denket nicht so, Gnaedigster Herr, ihr werdet es anders finden, und
der Himmel verzeihe denen, die mich in Eu. Majestaet Gedanken so
tief erniedriget haben. Aber an Percys Kopf will ich mich
rechtfertigen, und am Schluss irgend eines glorreichen Tages, mit
dem Bewusstseyn, dass ich's werth bin, euch sagen, ich sey euer Sohn;
und das soll der Tag seyn, er komme wann er will, da dieser Sohn
der Ehre und des Ruhms, dieser tapfre Hot-Spur, dieser ueberall
gepriessne Ritter, und euer nichts geachteter Harry, im blutigen
Felde zusammen kommen werden. Moechte immerhin jede Ehre die auf
seinem Helm sizt, und jede Schmach ueber meinem Haupte sich
verdoppeln! Denn er soll kommen, der Tag, da dieser junge
Nordische Held seine glaenzenden Thaten gegen meine Verachtung
austauschen soll. Percy ist nur mein Factor, Gnaedigster Herr, der
glorreiche Thaten fuer mich aufhaeuffen muss; ich will ihn zu einer
scharfen Rechenschaft ziehen, und er soll mir jeden Ruhm, nicht den
kleinsten ausgenommen, einhaendigen, oder ich will ihm die Rechnung
aus seinem Herzen reissen. Diss versprach ich im Namen des Himmels
hier; und wenn ich lebe, um es zu vollbringen, so erlaubet mir Eu.
Majestaet zu bitten, dass es als eine Genugthueung fuer die
Ausschweiffungen meiner Jugend angesehen werde. Wo nicht, so
bezahlt das Ende des Lebens alle Schulden, und eher will ich
hundert tausend Tode sterben, eh ich den kleinsten Theil dieses
Geluebds brechen sollte.
Koenig Heinrich.
Hundert tausend Rebellen sterben durch diese Erklaerung. Du sollst
einen Auftrag, und hiezu unbeschraenkte Vollmacht bekommen. (Blunt
kommt herein.) Was bringst du neues, Blunt? Deine Blike kuendigen
etwas Unerwartetes vorher.
Blunt.
Der Lord Mortimer von Schottland hat die Nachricht eingesandt, dass
Dowglas und die Englischen Rebellen den eilften dieses Monats zu
Schrewsbury sich vereinigen wuerden. Sie machen ein furchtbares
Heer aus, wenn jeder von den Verschwornen sein Versprechen haelt, so
furchtbar, als jemals die Empoerung in einem Staat aufgebracht hat.
Koenig Heinrich.
Der Graf von Westmorland, und mein Sohn Johann von Lancaster, sind
heute schon aufgebrochen; denn diese Nachricht ist schon fuenf Tage
alt. Auf naechste Mittwoche, Harry, sollt du, und Donnstags wollen
wir selbst ausziehen, und zu Bridgnorth wollen wir zusammentreffen.
Du, Harry, sollt deinen Marsch durch Glocester-Schire nehmen; und
in zwoelf oder vierzehn Tagen soll unsre ganze Macht zu Bridgnorth
sich vereinbaren. Hinweg! jeder Augenblik, um den wir uns
verspaeten, ist ein Vortheil fuer sie.
(Sie gehen ab.)
Fuenfte und sechste Scene.
(Ein paar poebelhafte und schmuzige Zwischen-Scenen aus dem
Wirthshaus zum Baeren-Kopf in East-Cheap, zwischen Falstaff,
Bardolph, der Wirthin, dem Prinzen und Peto.)
Vierter Aufzug.
Erste Scene.
(Verwandelt sich in Schrewsbury.)
(Hot-Spur, Worcester und Dowglas treten auf.)
Hot-Spur.
Wohl gesprochen, mein edler Schotte, wenn nicht oft die Wahrheit
selbst, in diesem verschmizten Zeit-Alter, fuer Schmeicheley
gehalten wuerde. Aber ein Dowglas muss von solchem Gehalt seyn, dass
kein Kriegsmann vom Gepraege dieser Zeit einen so allgemeinen Cours
durch die Welt habe wie er. Beym Himmel, ich kan nicht schmeicheln;
aber einen bravern Plaz hat niemand in meinem Herzen als ihr.
Nein, nehmt mich beym Wort; sezt mich auf die Probe, Lord.
Dowglas.
Du bist der Koenig der Ehre, und wenn jemand auf Erden Athem holt,
der dir den Vorzug streitig machen will, wer er auch sey, dem will
ich Troz bieten. (Ein Bote zu den Vorigen.)
Hot-Spur.
Thut das, und ihr thut wohl--Was fuer Briefe hast du hier?--
Bote.
Von euerm Vater.
Hot-Spur.
Briefe von ihm? Warum kommt er nicht selbst?
Bote.
Er kan nicht kommen, Milord, er ist gefaehrlich krank.
Hot-Spur.
Himmel! Wie hat er die Musse in dieser entscheidenden Zeit krank
zu seyn? Wer fuehrt seine Truppen an? Unter wessen Commando kommen
sie?
Bote.
Seine Briefe muessen seine Gesinnung entdeken; mir ist nichts
bekannt.
Hot-Spur.
Seine Gesinnung?
Worcester.
Muss er denn zu Bette liegen?
Bote.
Er lag schon vier Tage eh ich abgieng; und wie ich abreisste, waren
die Aerzte seinetwegen in grossen Sorgen.
Worcester.
Ich wollte, der Zustand dieser Zeit waere erst geheilt gewesen, eh
er krank geworden waere; seine Gesundheit war nie mehr werth, als
izt.
Hot-Spur.
Krank in einer solchen Zeit! O! diese Krankheit stekt das
Lebensblut unsrer Unternehmung an! Sie wird unser ganzes Lager
ansteken. Er schreibt mir hier, dass eine heftige Krankheit--und
dass seine Freunde durch Abgeordnete nicht sobald zusammen gebracht
werden koennten, ja dass er es nicht einmal rathsam halte, ein so
wichtiges und gefaehrliches Geschaeft einer andern Seele als seiner
eigenen anzuvertrauen. Indess rathet er uns doch mit unsrer kleinen
Macht auszurueken, und eine Probe zu machen, wie das Gluek fuer uns
gesinnt sey; denn, seinem Bericht nach, laesst sich nimmer zaudern,
indem der Koenig von unserm ganzen Vorhaben unterrichtet ist. Was
sagt ihr dazu?
Worcester.
Euers Vaters Krankheit ist ein grosser Nachtheil fuer uns.
Hot-Spur.
Es ist ein Glied, das uns abgehauen ist--und doch, in der That, ist
es nicht so; wir werden ihn wuerklich weniger vermissen als es izt
scheint. Waer' es gut, unser ganzes Gluek auf einen einzigen Wurf zu
sezen? Ein so grosses Capital dem schluepfrigen Ungefehr einer
zweifelhaften Stunde zu ueberlassen? Es waere nicht gut; denn wie
leicht koennten wir in dieser einzigen Stunde das Ende aller unsrer
Hoffnungen finden.
Dowglas.
Vermuthlich wuerd' es so gegangen seyn; da uns hingegen, wie die
Sachen izt ligen, eine Zuflucht uebrig bleibt, deren Gewissheit uns
zu unserm Vorhaben desto kuehner machen wird.
Hot-Spur.
So ists, ein Sammelplaz, wo wir uns wieder erholen koennen, wenn der
Teufel und ein feindseliger Zufall unsre erste Unternehmung
misslingen macht.
Worcester.
Dem ungeachtet wuenschte ich, euer Vater waere hier. Die Natur
unsrer Unternehmung leidet keine Theilung; viele, welche nicht
wissen, warum er abwesend ist, werden glauben, dass Klugheit, Treue,
und blosses Missfallen an unserm Verfahren den Grafen zuruek halte.
Ihr sehet leicht, wie nachtheilig eine solche Vermuthung unsrer
Parthey seyn muss. Uns ist alles daran gelegen, die schwache Seite
unsrer Unternehmung zu verbergen, und jedes Taglicht, jede Oeffnung
und Rize zu verstopfen, durch die das Auge der Vernunft in das
Inn're derselben dringen koennte. Diese Abwesenheit euers Vaters
zieht einen Vorhang auf, der den Unberichteten eine Ursache zur
Furcht zeigt, wovon sie vorher nicht getraeumt haben.
Hot-Spur.
Ihr geht zu weit, Milord. Ich sehe seine Abwesenheit vielmehr als
einen Umstand an, der unserm grossen Vorhaben einen Glanz giebt,
und eine groessre Meynung davon erweken muss, als wenn er hier waere;
denn muessen nicht die Leute denken, wenn wir ohne ihn im Stande
seyen, dem Koenigreich einen Stoss zu versezen, so werden wir, mit
seinem Beystand, unfehlbar alles unter ueber sich kehren. Noch geht
alles gut, noch ziehen alle unsre Strike.
Dowglas.
Wie wir's nur wuenschen koennen; in Schottland wird kein Wort von
dergleichen Besorgnissen gehoert.
Zweyte Scene.
(Sir Richard Vernon zu den Vorigen.)
Hot-Spur.
Mein Vetter Vernon, willkommen, bey meiner Seele!
Vernon.
Wollte der Himmel, dass meine Zeitung einen Willkomm werth waere,
Milord. Der Graf von Westmorland ist in Begleitung des Prinzen
Johann von Lancaster mit siebentausend Mann im Anzug.
Hot-Spur.
Das kan er; was mehr?
Vernon.
Ueberdem hab' ich in Erfahrung gebracht, dass der Koenig in eigner
Person entweder schon ausgeruekt, oder doch entschlossen sey, aufs
schleunigste mit einer grossen Macht hieher zu kommen.
Hot-Spur.
Er soll auch willkommen seyn. Wo ist sein Sohn? der leichtfuessige,
und tollkoepfige Prinz von Wales und seine Cameraden, die die Welt
auf die Seite lachen, und ihr sagen, sie koenne gehen wohin sie
wolle.
Vernon.
Sie sind alle geruestet, alle in Waffen, alle befiedert wie die
Straussen, alle in Gold schimmernd wie die Bilder in der Kirche,
lebhaft wie der May, praechtig wie die Sonne im Junius, muthwillig
wie junge Geissen, und wild wie die Loewen. Ich sah ihn, den jungen
Heinrich, mit aufgezognem Viesier, in voller Ruestung, gleich dem
befluegelten Mercur sich vom Boden auf- und so leicht in seinen
Sattel schwingen, als ob ein Engel aus den Wolken herabgeschluepft
waere, um auf einem feurigen Pegasus sich um die Unterwelt herum zu
tummeln.
Hot-Spur.
Nichts mehr, nichts mehr; dieses Lob ist ungesunder als die Sonn'
im Merz. Lasst sie kommen; sie kommen als Schlacht-Opfer, mit
Blumen bekraenzt, um der feueraugichten Kriegs-Goettin, alle warm und
blutend, aufgeopfert zu werden. Der beschupte Mars soll bis an die
Ohren im Blut auf seinem Altar sizen. Ich bin ganz in Feuer, da
ich hoere, dass eine so reiche Beute so nah, und doch noch nicht
unser ist. Kommt, lasst mich mein Pferd besteigen, welches mich wie
einen Donnerkeil gegen den Busen dieses Prinzen von Wales
schleudern soll. Ein Harry soll dem andern begegnen, und nicht
ablassen, bis einer von beyden faellt. O dass Glendower hier waere!
Vernon.
Das erinnert mich noch an einen Umstand. Ich hoerte zu Worcester,
da ich durchritt, dass er vor diesen vierzehn Tagen seine Macht
nicht zusammenbringen kan.
Dowglas.
Das ist die schlimmste Zeitung unter allen.
Worcester.
Ja, in der That, das hat einen frostigen Ton.
Hot-Spur.
Wie stark mag des Koenigs Armee seyn?
Vernon.
Dreyssigtausend Mann.
Hot-Spur.
Lasst es vierzigtausend seyn; da mein Vater und Glendower nicht hier
sind, so mag unsre einzelne Macht diesen grossen Tag aushalten.
Kommt, wir wollen unsre Leute mustern; der juengste Tag ist nahe;
sterben wir alle, und mit Freuden, wenn es je gestorben seyn muss!
Dowglas.
Redet nicht vom Sterben; fuer dieses naechste halbe Jahr fuercht' ich
den Tod nicht.
(Sie gehen ab.)
Dritte Scene.
(Verwandelt sich in eine Landstrasse ohnweit Coventry.)
(Falstaff und Bardolph treten auf.)
Falstaff.
Bardolph, geh du voran nach Coventry, und fuell' mir eine Flasche
mit Sect: Unsre Soldaten sollen nur durchmarschiren; wir wollen
unser Nachtquartier zu Sutton-Cop-Hill nehmen.
Bardolph.
Wollt ihr mir Geld geben, Hauptmann?
Falstaff.
Leg du's aus, leg du's aus.
Bardolph.
Eine Flasche Sect macht einen Engel.*
{ed. * Eine Muenze, die zehn Englische Schillinge gilt.}
Falstaff.
Und wenn sie's macht, so nimm ihn fuer deine Muehe; und wenn sie
zwanzig macht, so nimm alle zwanzig; ich stehe fuer das Gepraege.
Sag meinem Lieutenant Peto, dass er am Thor auf mich warten soll.
Bardolph.
Ich will, Hauptmann; Adieu.
(Er geht ab.)
Falstaff.
Wenn ich mich nicht meiner Soldaten schaeme, so sey ich ein
Stokfisch: ich habe des Koenigs Werb-Patent verflucht missbraucht.
An hundert und fuenfzig Soldaten hab' ich dreyhundert und etliche
Pfund gewonnen. Wie gieng das zu? Ich presste niemand als
haushaebiger Leute Bauer-Jungens, oder versprochne Junggesellen, die
schon zweymal proclamirt worden, so eine Gattung von warmen Sclaven,
die eben so gern den Teufel hoerten als eine Trummel, Bursche die
vor dem blossen Namen einer Canone aerger zittern als eine
angeschossne wilde Ente. Ich presse mir keine andre als solche
geroestete Butterschnitten, die kaum soviel Herz im Leib haben, als
ein Steknadel-Kopf gross ist, und die kauffen sich alle vom Dienst
los. Und nun besteht meine ganze Compagnie aus lauter alten
abgeschabnen Corporals, Lieutenants, und dergleichen; Leuten,
welche, die Wahrheit zu sagen, nie Soldaten gewesen sind, aber doch
so zerlumpt aussehen wie Lazarus in den alten Tapeten, wenn ihm des
reichen Schlemmers Hunde seine Schwaeren leken; abgedankte Bediente,
juengere Soehne von juengern Bruedern, rebellische Bierzapfer,
ausgehausste Wirthe; kurz, alles Ungeziefer, das ein langer Friede
auszubrueten pflegt; Kerls, die euch glauben machten, ich habe
hundert und fuenfzig verlohrne Soehne zusammengebracht, die nur eben
vom Schweinhueten und Treberfressen hergekommen seyen. Ein
naerrischer Bursche begegnete mir unterwegs, und sagte, ich haette
alle Galgen abgeleert, und sogar todte Leichname gepresst. Keines
Menschen Auge hat jemals solche Voegel-Schreker gesehen; ich
marschire nicht mit ihnen durch Coventry, das ist eine ausgemachte
Sache. Und die Galgenschwengel treten noch dazu mit so weit
auseinander gerekten Beinen einher, als ob sie in Fesseln giengen;
in der That, ich bekam die meisten von ihnen aus Gefaengnissen. Es
sind nicht mehr als anderthalb Hemder in meiner ganzen Compagnie,
und das halbe sind zwey zusammengenaehte Teller-Tuecher, wie ein
Herolds-Mantel ohne Ermel um die Schultern geworfen; und das Hemd
ist, wenn ich die Wahrheit sagen soll, meinem Wirth zu St. Albans
gestohlen worden, oder dem rothnasichten Bierschenken zu Daintry.
Aber das ist all eins, sie werden Waesche genug an jedem Zaune
finden. (Der Prinz Heinrich und Westmorland treten auf.)
Prinz Heinrich.
Wie gehts, diker Jak? Wie gehts, Matraze?
Falstaff.
Ha, ist das nicht Hal? Hey da, naerrischer Junge, was zum T**
machst du in Warwikschire? Ah, mein guter Lord von Westmorland,
ich bitt' euch um Verzeihung; ich dachte Euer Herrlichkeit sey
wuerklich schon zu Schrewsbury.
Westmorland.
In der That, Sir John, es waere mehr als Zeit dass ich dort seyn
sollte, und ihr auch; aber meine Leute sind schon dort. Der Koenig
giebt auf uns alle acht, das kan ich euch sagen; wir muessen diese
Nacht alle fort.
Falstaff.
Gut, sorget nicht fuer mich, ich bin so wachtsam wie eine Kaze,
wenn's Rahm zu mausen giebt.
Prinz Heinrich.
Sag mir Jak, wem sind diese Kerls, die dort hinter uns drein kommen?
Falstaff.
Mein, Hal, mein.
Prinz Heinrich.
In meinem Leben hab ich keine so armselige Lumpenhunde gesehen.
Falstaff.
Wohl, wohl; sie sind gut genug zum Verschiessen; Futter fuer Pulver,
Futter fuer Pulver; sie fuellen einen Graben so gut aus als brave
Leute; das sind Leute, die ich dem Tod zufuehre, Mann.
Westmorland.
Das ist schon gut, aber, sie sehen doch gar zu armselig und hungrig
aus, Sir John, gar zu bettelhaft.
Falstaff.
Auf meine Treu, was ihre Armuth anlangt, so weiss ich nicht woher
sie sie haben; und ihr hungriges Aussehen betreffend, so bin ich
gewiss, dass sie es mir nicht abgesehen haben.
Prinz Heinrich.
Darauf will ich selber schwoeren--Aber, Junge, beschleunige dich,
wir muessen weiter; Percy ist schon ausgeruekt.
Falstaff.
Wie, ist der Koenig schon im Lager?
Westmorland.
Das ist er, Sir John; ich fuerchte, wir halten uns zu lang auf.
Falstaff.
Gut: ein anders ist zu einem Treffen, und ein anders zu einem
Schmause gehen; man kommt zum ersten immer frueh genug.
(Sie gehen ab.)
Vierte Scene.
(Verwandelt sich in Schrewsbury.)
(Hot-Spur, Worcester, Dowglas und Vernon treten auf.)
Hot-Spur.
Wir wollen ihn diese Nacht angreiffen.
Worcester.
Es kan nicht seyn.
Dowglas.
So gebt ihr ihm einen Vortheil.
Vernon.
Nicht ein Haar.
Hot-Spur.
Wie koennt ihr das sagen? Wartet er nicht auf Verstaerkung?
Vernon.
Das thun wir auch.
Hot-Spur.
Seine Erwartung ist gewiss, die unsre zweifelhaft.
Worcester.
Besinnt euch besser, mein lieber Neffe; haltet euch diese Nacht
noch ruhig.
Vernon.
Thut das, Milord.
Dowglas.
Ihr rathet nicht wohl; die Furcht giebt euch diesen Rath ein.
Vernon.
Laestert mich nicht, Dowglas; bey meinem Leben! (und ich habe Muth
genug, diss mit meinem Leben zu behaupten,) wenn wahre Ehre mir ruft,
so geh ich so wenig mit Furcht zu Rath als ihr, Milord, oder
irgend ein Schotte in der Welt. Morgen im Schlachtfeld soll sichs
zeigen, wer von uns sich fuerchtet.
Dowglas.
Gut, oder diese Nacht.
Vernon.
Ich bin's zufrieden.
Hot-Spur.
Diese Nacht, sag ich.
Vernon.
Kommt, kommt, es kan nicht seyn; mich wundert sehr, wie Maenner von
so grosser Erfahrenheit als ihr die Ursache uebersehen koennen, die
den Aufschub nothwendig machen. Meines Vetters Vernons Pferde sind
noch nicht da, Worcester's Reuterey kam erst heute, und nun sind
die Pferde mued, ohne Feuer, und der Ruhe beduerftig.
Hot-Spur.
Das sind auch des Feindes seine; groestentheils von der Reise
abgemattet; da hingegen die mehresten von den unsrigen vollkommen
ausgeruht haben.
Worcester.
Der Koenig ist uns zu sehr an der Zahl ueberlegen; um Gottes willen,
Neffe, wartet bis wir unsre Macht beysammen haben.
(Man hoert eine Trompete, die das Zeichen zu einer Unterredung blaest.)
Fuenfte Scene.
(Sir Walter Blunt zu den Vorigen.)
Blunt.
Ich komme mit gnaedigen Anerbietungen von seiner Majestaet, wenn ihr
mir Gehoer geben wollt.
Hot-Spur.
Willkommen, Sir Walter Blunt; und wollte Gott, ihr waeret
entschlossen, wie wir; einige von uns lieben euch, und eben diese
beneiden eure Verdienste und euern Namen, weil ihr nicht auf unsrer
Seite, sondern als Feind uns entgegen steht.
Blunt.
Und verhuet' es der Himmel, dass ich anders stehen sollte, so lang
als ihr, pflichtvergessner Weise, gegen die geheiligte Majestaet
stehet. Aber zu meinem Geschaefte--Der Koenig verlangt zu wissen,
was fuer Beschwerungen, oder was fuer eine Ursach euch bewogen habe,
den einheimischen Frieden durch verwegne Feindseligkeiten zu
stoeren? Wenn der Koenig eure Verdienste um ihn, die er eingesteht,
auf irgend eine Art vergessen haben sollte, so verlangt er, dass ihr
eure Klagen fuehren sollt; eure Wuensche sollen euch ohne Verzug mit
Wucher und mit vollkommner Begnadigung fuer euch, und fuer diejenige
die von euch verleitet worden, gewaehret seyn.
Hot-Spur.
Der Koenig ist sehr guetig; und wir wissen wol, dass der Koenig weiss,
wenn es Zeit ist zu versprechen, und wenn, zu halten. Mein Vater,
mein Oheim und ich selbst sezten ihm die Crone auf, die er traegt;
und zu einer Zeit, da er nicht sechs und zwanzig Mann stark war, da
er verachtet, unglueklich und heruntergebracht, ein armer muthloser
Verbannter, in sein Vaterland angekrochen kam; da hiess ihn mein
Vater am Ufer willkommen, und da er ihn schwoeren und bey Gott
betheuren hoerte, er komme nur um Herzog von Lancaster zu seyn, sein
Erbtheil in Besiz zu nehmen, und seine Begnadigung zu suchen,
schwor ihm mein Vater, aus Mitleiden und gutem Herzen, dass er ihm
beystehen wolle, und that es auch. Wie nun die Lords und die Edeln
des Reichs sahen, dass er von Northumberland unterstuezt war, kamen
sie, bald mehr bald weniger, ihm ihre Bueklinge und Kniebeugungen zu
machen, giengen ihm aus Staedten, Fleken und Doerfern entgegen,
warteten an allen Zaeunen und Heken auf ihn, stunden in Hohlwegen,
legten Geschenke vor ihm aus, schwuren ihm Eide, und gaben ihm ihre
Erben, die, in goldnen Schaaren, wie Edelknaben an seinen Fersen
hinterher zogen. Nunmehr, da er seine Groesse sah, stieg er mir ein
wenig hoeher als das Geluebde das er anfangs, da sein Blut noch
demuethig floss, auf dem nakten Ufer von Ravenspurg gethan hatte; nun
faengt er an von Verbesserungen gewisser Staats-Gebrechen, von
Aufhebung gewisser Edicte zu reden, die, wie er sagt, dem gemeinen
Wesen sehr beschwerlich waeren, schreyt ueber Missbraeuche, und scheint
ueber die Bedruekung seines Vaterlands zu weinen; und durch diesen
Schein, durch diese Mine von Gerechtigkeit gewinnt er alle Herzen,
die er dadurch zu angeln sucht: Geht dann weiter, schlaegt mir allen
Guenstlingen, die der abwesende Koenig zur Regierung des Reichs
hinterlassen hatte, die Koepfe ab.--
Blunt.
Ich kam nicht, solche Dinge anzuhoeren.
Hot-Spur.
Also zur Hauptsache; kurz hernach, sezte er den Koenig ab, beraubte
ihn bald darauf so gar des Lebens, und bemaechtigte sich so des
ganzen Staats. Um dieses Betragen noch schlimmer zu machen, lidt'
er, dass sein Vetter, der Graf von March, (der wenn jeder erhaelt was
ihm gehoert, in der That sein Koenig ist) in Wales, eingebauert wuerde,
und liess ihn dort ohne Ranzion im Kerker ligen; warf mitten in
meinen glueklichen Siegen, einen unverdienten Groll auf mich, suchte
mich durch Kunstgriffe in Fallen zu loken, strich meinen Oheim aus
der Zahl der Staatsraethe aus, jagte in einem Anstoss von Wuth meinen
Vater vom Hofe, brach Eid auf Eid, haeufte Beleidigungen auf
Beleidigungen, und trieb uns endlich in dieser Vereinigung unsre
Sicherheit zu suchen, und zugleich sein Recht zur Crone zu pruefen,
welches wir nicht gueltig genug finden, um lange zu dauern.
Blunt.
Ist das die Antwort, die ich dem Koenige zuruekbringen soll?
Hot-Spur.
Nein, Sir Walter; wir wollen uns eine Weile zuruekziehen. Geht zum
Koenig zuruek, und wuerket eine zulaengliche Versicherung von ihm aus,
die uns zur Wiederkehr Muth machen koennte; und morgen frueh soll ihm
mein Oheim unsre Gesinnungen ueberbringen: und hiemit lebet wohl!
Blunt.
Ich wuenschte, ihr wolltet Gnade und Freundschaft annehmen.
Hot-Spur.
Es kan geschehen, wenn wir koennen.
Blunt.
Der Himmel geb' es!
(Sie gehen ab.)
Sechste Scene.
(Verwandelt sich in den Palast des Erzbischoffs von York.)
(Der Erzbischoff und Sir Michell treten auf.)
York.
Hier, mein lieber Sir Michell, bringt diesen versiegelten Brief mit
gefluegelter Eile dem Lord Marschall; dieser ist an meinen Vetter
Scroop, und die uebrigen an ihre Addressen. Wenn ihr wisstet wie
viel daran gelegen ist, ihr wuerdet eilen.
Sir Michell.
Gnaedigster Herr, ich errathe ihren Inhalt.
York.
Es ist leicht moeglich. Morgen, mein lieber Sir Michell, ist ein
Tag, der dem Leben von zehntausend Menschen das Urtheil sprechen
wird. Denn, meinen Nachrichten zufolge, ist der Koenig mit einer
grossen und schnell-aufgebotnen Macht gegen den Lord Percy nach
Schrewsbury angeruekt; und ich besorge, Sir Michell, Northumberlands
Krankheit, auf dessen Beystand man am meisten gezaehlt hatte, und
Owen Glendowers Abwesenheit, der von draeuenden Propheceyungen zuruek
gehalten worden, werden nachtheilige Folgen haben; Percy's Macht
ist nicht stark genug, es mit dem Koenig aufzunehmen.
Sir Michell.
Wie, Milord, Dowglas und Mortimer sind ja bey ihm.
York.
Nein, Mortimer nicht.
Sir Michell.
Aber Mordake, Vernon, Heinrich Percy, und Milord von Worcester sind
doch da, und mit ihnen eine Schar von tapfern jungen Helden, von
den auserlesensten edeln Juenglingen.
York.
Das ist so; aber der Koenig hat den Adel des ganzen Reichs
aufgeboten: der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster, der edle
Westmorland, der tapfre Blunt, und viele andre von gleichem Werth,
Maenner von Ansehn und Kriegs-Erfahrenheit, sind bey seinem Heer.
Sir Michell.
Zweifelt nicht, Milord, sie werden tapfer empfangen werden.
York.
Ich hoffe nicht weniger; aber es ist doch noethig zu fuerchten, und
um das schlimmste was begegnen koennte, zu verhueten, so eilet, Sir
Michell. Denn wenn Lord Percy nicht die Oberhand erhaelt, so hat
der Koenig im Sinn, eh er seine Truppen auseinander gehen laesst, uns
hier einen Besuch zu machen, und die Vorsichtigkeit selbst
erfordert, das aeusserste gegen ihn zu thun. Beschleuniget euch
also, ich muss gehen und noch an andre Freunde schreiben; und hiemit
lebet wohl, Sir Michell.
(Sie gehen ab.)
Fuenfter Aufzug.
Erste Scene.
(Das Koenigliche Lager zu Schrewsbury.)
(Koenig Heinrich, der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster,
Graf von Westmorland, Sir Walter Blunt und Falstaff treten auf.)
Koenig Heinrich.
Wie blutig die Sonne von jenem buschichten Huegel herab sieht! Der
Tag erblasst vor Schreken ueber ihren Grimm.
Prinz Heinrich.
Der Suedwind blaesst die Trompeten zu ihrem Vorhaben, und kuendigt
durch sein hohles Fluestern im Laub ein Ungewitter, und einen
stuermischen Tag vorher.
Koenig Heinrich.
So sympathisirt also das Wetter mit den Verliehrenden; denn fuer die
Gewinnenden ist das Garstige schoen.
(Die Trompeten erschallen.)
(Worcester und Sir Richard Vernon treten auf.)
Koenig Heinrich.
Wie nun, Milord von Worcester. Es ist nicht fein, dass ihr und ich
auf einen solchen Fuss zusammen kommen sollen. Ihr habt unser
Zutrauen betrogen, habt uns genoethigt unsre bequemen Friedens-
Kleider abzuwerfen, und unsre alten Glieder in harten Stahl zu
zwaengen; es ist nicht wohl gethan, Milord, es ist nicht wohl gethan.
Was ist nun eure Gesinnung? Wollt ihr wieder in die Sphaere des
Gehorsams zuruek kehren, worinn ihr ein so schoenes und natuerliches
Licht von euch gabet, und nicht laenger ein aufgedunsenes Meteor,
ein furchterwekendes Wunderzeichen seyn, ein Vorbote von Unheil fuer
noch ungebohrne Zeiten?
Worcester.
Vergoennet mir Gehoer, mein Gebietender Herr; was mich selbst betrift,
so koennt' ich mir gerne gefallen lassen, den Rest meines Lebens in
Ruhe zuzubringen: Ich versichre, dass ich den Tag dieses
oeffentlichen Bruchs nicht gesucht habe.
Koenig Heinrich.
Ihr habt ihn nicht gesucht, Sir? Woher kommt er dann?
Falstaff.
Er fand die Rebellion in seinem Wege ligen, und da hub er sie eben
auf.
Prinz Heinrich.
Still, Schmeerbauch, still.
Worcester.
Es gefiel Eurer Majestaet, eure guenstigen Blike von mir und meinem
ganzen Hause zu wenden; und doch muss ich euch erinnern, Gnaedigster
Herr, dass wir eure ersten und eifrigsten Freunde waren. Um
euertwillen brach ich in Richards Zeiten meinen Marschalls-Stab,
und reisste Tag und Nacht, euch entgegen zu gehen, und eure Hand zu
kuessen, zu einer Zeit, da ihr an Macht und Ansehen weit unter mir
war't; ich, mein Bruder, und sein Sohn waren es, die mit ihrer
Gefahr euch in euer Vaterland wieder einsezten. Ihr schwurt uns,
zu Doncaster schwur't ihr diesen Eid, ihr haettet keine Absichten
gegen den Staat, und verlangtet nichts weiters als euer angefallnes
Recht, den Siz von Gaunt, das Herzogthum von Lancaster; hiezu
schwuren wir euch unsern Beystand: Aber da in kurzer Zeit das Gluek
wie ein Plazregen auf euch herabregnete, und sowohl unsre Huelfe als
die guenstigen Umstaende der Zeit, die Abwesenheit des Koenigs, die
Missbraeuche einer unbesonnenen Regierung, die Bedruekungen, die ihr
erlidten hattet, und die widrigen Winde, die den Koenig in Irland so
lange zuruekhielten, dass ganz England ihn fuer todt hielt, sich
vereinigten euch gross zu machen; wusstet ihr euch dieses
Zusammenflusses von Vortheilen so wohl zu bedienen, dass ihr, eures
Eides zu Doncaster uneingedenk, die oberste Regierung selbst in
eure Haende spieltet; und nun machtet ihr's uns, die euch genaehrt
hatten, gerade wie es die undankbare Brut des Gukguks dem Sperling
macht, ihr bemeistert euch unsers Nestes, und wuchset, von uns
geaezt, zu einer solchen Groesse an, dass unsre Liebe selbst sich, aus
Furcht verschlungen zu werden, nicht erkuehnen durfte euch nahe zu
kommen; sondern mit schuechternem Fluegel mussten wir unsre Sicherheit
ausser euerm Gesichte suchen, und unsre Sicherheit allein ist die
Ursache, die uns genoethigt hat, uns auf diese Weise zu vereinigen,
und Mittel gegen euch zu gebrauchen, die ihr durch unfreundliches
Bezeugen, gefaehrliche Gesinnungen, und Verlezung eurer uns
zugeschwornen Verheissungen uns gegen euch selbst in die Haende
gegeben habt.
Koenig Heinrich.
Diese Dinge habt ihr freylich zu Papier gebracht, auf Marktplaezen
ausruffen, und von den Canzeln ablesen lassen, um der Rebellion
eine Farbe anzustreichen, wodurch unbesonnene Schwindel-Koepfe und
armselige Malcontenten, die nur durch einen allgemeinen Jammer
gedeyhen koennen, angelokt werden moechten. Und wenn hat es dem
Aufruhr jemals an solchen Wasserfarben, seine Sache zu
ueberstreichen, oder an verzweifelten Bettlern gemangelt, die nach
einer Zeit von Verwirrung und Zerruettung hungern?
Prinz Heinrich.
In unsern beyden Heeren ist manche Seele, die fuer diese trozige
Ausforderung theuer bezahlen wird. Sagt euerm Neffen, der Prinz
von Wales vereinige sich mit der ganzen Welt zum Lobe von Heinrich
Percy: Bey meinen Hoffnungen! (dieses gegenwaertige Unterfangen bey
Seite gesezt,) denk ich nicht, dass ein braverer, unerschroknerer
und tapfrerer junger Mann in der Welt lebt als er; er, den die
Natur hervorgebracht zu haben scheint, das Gedaechtniss der ehmaligen
Helden in unserm Alter zu erneuern. Was mich betrift, zu meiner
Schande sag ich's, ich habe mein Leben noch mit keiner edeln That
bezeichnet; und er ist berechtigt, mich des Namens eines Ritters
unwuerdig zu halten, wie ich hoere dass er's thut. Aber vor seiner
Majestaet erklaer' ich mich hier, ich bin's zufrieden, dass er sich
des ganzen Vortheils seines ruhmvollen Namens ueber mich bediene,
und erbiete mich, um beyder Theile Blut zu sparen, in einem
einzelnen Kampf mein Gluek mit ihm zu versuchen.
Koenig Heinrich.
Und wir sezen Vertrauen genug in dich, Prinz von Wales, dein
Erbieten gut zu heissen, so unendlich viele Betrachtungen dir
gleich im Wege stehen--Nein, guter Worcester, nein; wir lieben
unser Volk; wir lieben auch diejenigen, die sich auf euers Neffen
Seite haben verleiten lassen; und wollen sie unsre angebotne Gnade
annehmen, so soll er und sie und ihr, und ein jeder wer er seyn mag,
wieder mein Freund seyn, und ich will der seinige seyn. Diss sagt
euerm Neffen, und meldet mir zuruek, was er thun will. Will er sich
aber nicht zum Ziel legen, so wacht scharfe Zuechtigung an meiner
Seite, und sie soll ihr Amt thun. Hiemit kehrt zuruek; wir wollen
izt durch keine Antwort beunruhiget seyn; unser Anerbieten ist edel,
ueberlegt es wohl.
(Worcester und Vernon gehen ab.)
Prinz Heinrich.
Es wird nicht angenommen werden, bey meinem Leben! Dowglas und Hot-
Spur sind beyde zu stolz, sich von einer Welt in Waffen schreken zu
lassen.
Koenig Heinrich.
Also hinweg, jeder Anfuehrer an seinen Plaz. Sobald wir ihre
Antwort haben, wollen wir den Angriff thun; und Gott sey auf unsrer
Seite, wie unsre Sache gerecht ist!
(Sie gehen ab.)
Zweyte Scene.
(Der Prinz und Falstaff bleiben zuruek.)
Falstaff.
Hal, wenn du mich im Treffen ligen siehst, so sey so gut und leg
mich so zu rechte; es ist ein Freundschafts-Dienst--
Prinz Heinrich.
Den dir niemand, als ein Colossus leisten kan. Sprich dein Gebet
und leb wohl.
Falstaff.
Ich wollt' es waere Bettzeit, Hall, und alles waere vorbey.
Prinz Heinrich.
Wie? du bist dem Himmel deinen Tod schuldig, und du must doch
einmal bezahlen.
Falstaff.
Aber nicht izt; und es sollte mir leid seyn, wenn ich ihn vor
meinem Termin bezahlte. Was brauch' ich so voreilig zu seyn, da er
mich nicht anfordert? Gut, was thut das zur Sache, die Ehre
fordert mich auf--Ganz recht, und wenn mich also die Ehre
auffordert und ich komme um, wie dann? Kan die Ehre mir ein Bein
ansezen? Nein: Oder einen Arm? Nein: Oder kan sie mir den Schmerz
einer Wunde wegnehmen? Nein: Die Ehre versteht sich also nicht auf
die Chirurgie? Nein: Was ist dann die Ehre? Ein Wort: Was ist das
Wort Ehre? Luft. Wer hat sie? Der arme Jak, der an einer
Mittwoche starb. Fuehlt er sie dann? Nein. Hoert er sie? Nein.
Sie faellt also nicht in die Sinnen? Nicht in die Sinnen eines
Todten. Aber lebt sie etwann mit den Lebenden? Nein, das laesst ihr
der Neid nicht zu. Ich verlange also nichts davon; die Ehre ist
nichts mehr als ein gemahlter Wappenschilt an einem Sarge, und hier
endet sich mein Catechismus.
(Er geht ab.)
Dritte Scene.
(Verwandelt sich in Percys Lager.)
(Worcester und Vernon treten auf.)
Worcester.
O nein, mein Neffe muss das guetige Anerbieten des Koenigs nicht
erfahren, Sir Richard.
Vernon.
Und doch waer's am besten, er wisst' es.
Worcester.
Dann waeren wir alle verlohren. Es ist unmoeglich, es kan nicht seyn,
dass der Koenig sein Versprechen halte, wieder unser Freund zu seyn;
er wird uns nimmer trauen, und bald genug Mittel gefunden haben,
uns neuer Verbrechen zu beschuldigen, um dieses bestraffen zu
koennen. Ein niemals einschlummernder Verdacht wird, so lange wir
leben, hundert spaehende Augen auf uns geheftet halten; denn der
Verraetherey traut man nicht mehr als einem Fuchs, der, so zahm er
sich stellt, und so freundlich man mit ihm umgeht, doch immer einen
Rest von seinen angebohrnen Tueken behaelt. Wir moechten aussehen wie
wir wollten, froelich oder duester, so wuerd' es uns uebel ausgedeutet
werden; kurz, wir wuerden gehalten werden wie die Ochsen im Stall,
je besser gefuettert, desto naeher dem Tode. Meines Neffen Vergehen
koennte noch vergessen werden; ihm koemmt die Entschuldigung der
Jugend und des Bluts zustatten; sein Beyname Hot-Spur giebt ihm
schon ein Privilegium, und man schreibt bey ihm alles auf die
Rechnung des cholerischen Temperaments, von dem er beherrscht wird;
ich und sein Vater muessten fuer seine Suende buessen. Wir haetten ihn
verleitet, wuerd' es heissen; wir als die Quelle von allem, muessten
fuer alles bezahlen. Lasst ihn also, mein lieber Vetter, ja nichts
von dem Anerbieten des Koenigs wissen, es mag gehen wie es will.
Vernon.
Sagt ihm was ihr fuer gut haltet, ich will es bekraeftigen. Hier
kommt euer Neffe.
Vierte Scene.
(Hot-Spur und Dowglas zu den Vorigen.)
Hot-Spur.
Mein Oheim ist wieder da: Sezt den Lord von Westmorland in Freyheit.
Oheim, was giebt's Neues?
Worcester.
Der Koenig ist entschlossen, es auf ein Treffen ankommen zu lassen.
Dowglas.
So wollen wir ihn durch den Lord von Westmorland heraus fordern.
Hot-Spur.
Lord Dowglas, geht und sagt ihm das.
Dowglas.
Das will ich, und mit Freuden.
(Dowglas geht ab.)
Worcester.
Der Koenig scheint gar nicht zum Verzeihen geneigt.
Hot-Spur.
Batet ihr darum? Das verhuete Gott!
Worcester.
Ich sagte ihm ganz glimpflich von unsern Beschwerungen, von seinem
gebrochnen Eid; und er wusste sich nicht besser zu helfen, als dass
er seinen Meineid mit einem zweyten laeugnete. Er nennt uns
Rebellen, Verraether, und droht ganz trozig, uns nach der Schaerfe
davor zu zuechtigen. (Dowglas kommt zuruek.)
Dowglas.
Waffnet euch, Milords, waffnet euch; ich habe dem Koenig Heinrich
eine brave Ausfordrung in die Zaehne gestossen; Westmorland, der als
Geisel hier war, traegt sie ihm zu, und er kan nun nicht anders als
sie schleunig wieder zuruek bringen.
Worcester.
Der Prinz von Wales trat vor dem Koenig hervor, und forderte euch
zum Zweykampf heraus, Neffe.
Hot-Spur.
Wollte der Himmel, wir beyde haetten den Handel allein auszumachen,
und niemand muesste heut kurzen Athem holen, als ich und Harry
Monmouth! Sagt mir, sagt mir, wie sprach er von mir? That er
veraechtlich?
Vernon.
Nein, auf meine Seele! In meinem Leben hoert' ich keine
bescheidnere Ausforderung; ein Bruder koennte den andern nicht
hoeflicher auffordern, wenn es um eine blosse Waffenuebung, um ein
Ritterspiel zu thun waere. Er bezeugte alle Hochachtung gegen euch,
die ein Mann fordern kan, erhob euern Werth mit einer fuerstlichen
Zunge, und sprach von euern Verdiensten wie eine Chronik; und was
in der That ein Zeichen eines fuerstlichen Gemueths war, er sprach
mit Schaamroethe von sich selbst, und beschalt seine uebel
zugebrachte Jugend mit einem Anstand, der zu beweisen schien, dass
seine bessere Seele ueber die andre meister seyn koenne, sobald er
wolle. Hier hielt er inn; aber lasst mich der Welt sagen, wenn er
den Neid dieses Tages ueberlebt, so hat England nie eine schoenere
Hoffnung besessen, so sehr auch die Ausschweiffungen seiner Jugend
sie verdunkelt haben.
Hot-Spur.
Vetter, ich glaube du bist in seine Thorheiten verliebt; ich habe
nie von einem Prinzen gehoert, der die ausgelassenste Wildheit so
weit getrieben haette. Aber sey er was er will, eh es Nacht ist,
will ich ihn mit einer so soldatischen Umarmung bewillkommen, dass
er unter meiner Hoeflichkeit zusammenschrumpfen soll. Zun Waffen,
hurtig! Und ihr, Cameraden, und Freunde, bedenkt selbst was ihr zu
thun habt, da ich, der die Gabe der Beredsamkeit nicht hat, nicht
geschikt bin, euer Blut durch meinen Zuspruch zu erhizen.
Fuenfte Scene.
(Ein Bote zu den Vorigen.)
Bote.
Milord, hier sind Briefe fuer Eu. Gnaden.
Hot-Spur.
Ich kan sie izt nicht lesen. O meine Freunde, wir haben eine kurze
Zeit zu leben, und von dieser kurzen Zeit eine einzige Minute
unedel zu verschwenden, waere zu lange. Ueberleben wir diesen Tag,
so leben wir, um auf Koenige zu treten; sterben wir, ist das nicht
ein schoener Tod, wenn Koenige mit uns sterben muessen? (Ein andrer
Bote.)
Bote.
Gnaediger Herr, der Koenig ist im Anzug.
Hot-Spur.
Ich dank ihm, dass er mich in meinem Maehrchen unterbricht, denn
reden ist nicht meine Sache. Nur noch diss, ein jeder thue sein
Bestes. Und hier zieh ich ein Schwerdt, dessen Stahl ich, an
diesem gefahrvollen Tage, mit dem besten Blut, das ich finden kan,
faerben werde. Nun, (Esperanza!) Percy!* und ruekt aus; lasst alle
die muntern Instrumente des Kriegs ertoenen, und bey dieser Musik
lasst uns einander umarmen; denn ich wollte den Himmel an die Erde
sezen, dass einige von uns die Zeit nicht sehen werden, einander
wieder so zu bewillkommen.
(Sie umarmen sich und gehen ab. Die Trompeten lassen sich hoeren.)
{ed. * Diss war, nach Halls Chronik Bl. 22, das Wort zum Angriff in
Percy's Armee. Pope.}
Sechste Scene.
(Der Koenig mit seiner Armee; man blaesst zum Angriff.)
(Hernach treten Dowglas und Sir Walter Blunt auf.)
Blunt.
Wer bist du, dass du mir ueberall so in den Weg kommst? Was fuer Ehre
suchst du an mir einzulegen?
Dowglas.
Wisse denn, mein Name ist Dowglas, und ich verfolge dich desswegen
so, weil man mir sagt, du seyst ein Koenig.
Blunt.
Man sagt dir die Wahrheit.
Dowglas.
Der Lord von Stafford hat bereits davor bezahlt, dass er dir gleich
sieht; denn weil ich ihn fuer dich ansah, Koenig Harry, so hat ihm
dieses Schwerdt ein Ende gemacht. Und so soll es auch dir thun, es
waere dann, dass du dich mir gefangen geben willst.
Blunt.
Ich bin nicht gebohren mich zu ergeben, du uebermuethiger Schotte,
und du sollt einen Koenig finden, der Staffords Tod raechen wird.
(Sie fechten, Blunt faellt.)
(Indem tritt Hot-Spur auf.)
Hot-Spur.
O Dowglas, haettest du zu Holmedon so gefochten, nie haett ich ueber
einen Schotten gesiegt.
Dowglas.
Alles ist gethan, alles gewonnen, todt ligt der Koenig hier!
Hot-Spur.
Wo?
Dowglas.
Hier.
Hot-Spur.
Dieser, Dowglas? Nein: Ich kenne sein Gesicht zu wohl; ein braver
Ritter war es, sein Name war Blunt; er traegt nur eine Ruestung wie
der Koenig.
Dowglas.
Ah! du Unsinniger! zu theuer hast du einen geborgten Titel
erkauft. Warum sagtest du mir, du seyst ein Koenig?
Hot-Spur.
Der Koenig hat viele, die in seinen Kleidern gehen.
Dowglas.
So will ich, bey meinem Schwerdt, alle seine Kleider umbringen,
seine ganze Garderobe, Stuek fuer Stuek bis ich ihn selbst antreffe.
Hot-Spur.
Auf und hinweg; unsre Leute halten sich so gut, dass wir uns den
Sieg versprechen koennen.
(Sie gehen ab.)
Siebende und achte Scene.
(Falstaff und der Prinz Heinrich.) (Falstaff redt im Ton einer
Memme eine kleine Weile mit sich selbst; der Prinz der dazu kommt
verlangt seinen Degen von ihm; Falstaff will ihn nicht hergeben, so
lange Percy noch lebe, und bietet dem Prinzen sein Pistol an; indem
es der Prinz aus dem Hulfter herausziehen will, zieht er eine
Flasche mit Sect heraus; ein lautes Gelaechter aus dem Paradies
bewillkommt diesen guten Einfall, und die Absicht dieser Scene ist
erreicht.)
Neunte Scene.
(Trompeten und Feldgeschrey; Excursionen; der Koenig, der Prinz,
Lord John von Lancaster, und der Graf von Westmorland treten auf.)
Koenig Heinrich.
Ich bitte dich, Harry, zieh' dich zuruek, du blutest zu stark; Lord
John von Lancaster, geht ihr mit ihm.
Lancaster.
Nicht eher, Gnaedigster Herr, bis ich auch blute.
Prinz Heinrich.
Ich bitte Eu. Majestaet, auszuharren, unsre Entfernung moechte unsre
Freunde in Verwirrung sezen.
Koenig Heinrich.
Ich will; Milord von Westmorland, fuehrt ihn in sein Zelt.
Westmorland.
Kommt, Milord, ich will euch in euer Zelt fuehren.
Prinz Heinrich.
Mich fuehren, Milord? Ich bedarf eurer Huelfe nicht. Der Himmel
verhuete, dass eine Nadelrize den Prinzen von Wales von einem solchen
Feld wie dieses ist, treiben soll, wo so viel Edle Maenner in ihrem
Blute zertreten ligen, und triumphierende Rebellen den Tod um sich
her verbreiten.
Lancaster.
Wir athmen hier zu lange; kommt, Vetter von Westmorland, auf diesem
Weg ligt unsre Pflicht; um's Himmels willen, kommt.
Prinz Heinrich.
Beym Himmel, du hast mich betrogen, Lancaster; ich dachte nicht dass
du Herr von einem solchen Geiste seyst; sonst liebt' ich dich als
einen Bruder, John, aber nun lieb' ich dich wie meine eigne Seele.
Koenig Heinrich.
Ich sah' ihn dem Lord Percy mit einem Muth die Spize bieten, den
ich von einem so jungen Krieger nicht vermuthen durfte.
Prinz Heinrich.
O, dieser Junge hat Feuer fuer uns alle.
(Sie gehen ab.)
(Koenig Heinrich bleibt; Dowglas tritt auf.)
Dowglas.
Wieder ein Koenig? Sie wachsen wie die Koepfe der Hydra. Ich bin
Dowglas, allen verderblich die diese Farbe tragen--Wer bist du, der
hier die Person eines Koenigs machen will?
Koenig Heinrich.
Der Koenig selbst, Dowglas, der herzlich bedaurt, dass du schon so
viele Schatten von ihm angetroffen, eh du ihn selbst gefunden hast.
Ich habe zween Soehne, die dich und Percy auf dem ganzen
Schlachtfeld aufsuchen; aber da du mir so glueklich in die Haende
faellst, will ich's mit dir aufnehmen; vertheidige dich!
Dowglas.
Ich fuerchte, du bist auch nur ein Phantom; und doch traegst du dich
in der That wie ein Koenig; aber mein bist du, das bin ich gewiss,
wer du auch bist, und so will ich dich gewinnen.
(Sie fechten; indem der Koenig in Gefahr ist, kommt der Prinz von
Wales dazu.)
Prinz Heinrich.
Hebe deinen Kopf auf, du nichtswuerdiger Schotte, oder du sollst
nimmer ihn nicht wieder empor heben: die Geister von Scherley,
Stafford und Blunt sind in meinen Armen; der Prinz von Wales ists,
der dir draeut, und der nie verspricht, was er nicht zu bezahlen
gedenkt.
(Sie fechten, Dowglas flieht.)
Munter, Gnaedigster Herr! Wie befindet sich Euer Majestaet? Sir
Nicolas Gawsey hat um Huelfe geschikt, und das hat auch Clifton
gethan. Ich will gerade zu Clifton.
Koenig Heinrich.
Bleib und athme einen Augenblik. Du hast meine verlohrne Achtung
wieder erkauft, Harry, und durch diese edle Rettung bewiesen, dass
dir mein Leben nicht gleichgueltig ist.
Prinz Heinrich.
O Himmel! das groeste Unrecht thaten die mir, die jemals gesagt
haben, dass ich euern Tod wuensche. Waer' es so, so haett ich nur
Dowglassens draeuende Hand allein ueber euch lassen koennen; sie wuerde
euer Ende schneller als alles Gift der Welt befoerdert, und euerm
Sohn die verraetherische Muehe erspart haben.
Koenig Heinrich.
Eile du izt zu Clifton; ich will zu Sir Nicolas Gawsey.
(Der Koenig geht ab.)
Zehnte Scene.
(Hot-Spur, der Prinz von Wales.)
Hot-Spur.
Wenn ich recht sehe, so bist du Harry Monmouth.
Prinz Heinrich.
Du sprichst, als ob ich meinen Namen verlaeugnen wolle.
Hot-Spur.
Mein Nam' ist Harry Percy.
Prinz Heinrich.
Ich sehe also einen sehr tapfern Rebellen, der diesen Namen traegt.
Ich bin der Prinz von Wales, und denke nicht, Percy, laenger neben
mir um den Preis der Ehre zu buhlen. Zween Sterne koennen ihren
Lauf nicht in einer Sphaere halten, und Ein England kan sich in kein
doppeltes Reich fuer Harry Percy, und fuer den Prinzen von Wales
theilen.
Hot-Spur.
Auch soll es nicht; die Stunde ist gekommen, die einem von uns
beyden ein Ende machen muss; und wollte der Himmel, dein Name im
Krieg waer' izt so gross als meiner.
Prinz Heinrich.
Er soll groesser werden, eh wir von einander scheiden, und ich will
alle diese aufbluehenden Ehren von deinem Kamme pflueken, um einen
Kranz fuer meine Stirne daraus zu machen.
Hot-Spur.
Ich kan dich nicht laenger so prahlen hoeren.
(Sie fechten.)
(Falstaff kommt dazu.)
Falstaff.
Bravo, Hall, drauf los, Hall! Hey sa, ihr werdet hier kein
Kinderspiel finden, das kan ich euch sagen. (Dowglas tritt auf,
und ficht mit Falstaff, der sogleich zu Boden faellt, als ob er todt
sey; Dowglas geht wieder ab, und der Prinz stoesst den Percy nieder.)
Hot-Spur.
O Harry, du hast mich meines Ruhms beraubt; der Verlust des Lebens
schmerzt mich weniger, als alle die stolzen Titel, die du mir
abgewonnen hast; sie verwunden meine Seele tiefer als dein Schwerdt
mein Fleisch; aber die Seele ist eine Sclavin des Lebens, und das
Leben ein Spiel des Glueks--O, ich koennte propheceyen, wenn die
kalte Hand des Todes nicht auf meiner Zunge laege, nun, Percy, bist
du Staub, eine Speise fuer--
(Er stirbt.)
Prinz Heinrich.
Wuermer, braver Percy. Fahr du wohl! Unglueklicher Ehrgeiz, wie
klein schrumpfest du zusammen! Wie dieser Leib noch einen Geist in
sich hatte, war ein Koenigreich ein zu kleiner Raum fuer ihn; izt
sind zween Schritte veraechtliche Erde Raums genug. Diese Erde, die
den todten Percy traegt, traegt keinen Lebenden, der ihm gleicht.
Waer'st du noch empfindlich, so wuerd' es mir nicht erlaubt seyn,
meiner Achtung fuer dich diesen Ausbruch zu lassen. Aber nun lass
mich dein zerfeztes Antliz verhuellen, und nimm diesen lezten Dienst
der Liebe von meiner Hand. Fahre wohl, und nimm deinen Ruhm mit
dir gen Himmel; deine Schmach schlafe mit dir in deinem Grab, und
werde nicht in deiner Grabschrift erwaehnt!--
(Er sieht Falstaffen.)
Wie, alte Bekanntschaft? Konnte alle diese Menge Fleisch nicht
ein wenig Leben verwahren? Armer Jak, fahr wohl! Einen bessern
Mann moecht' ich besser gespart haben.*
(Geht ab.)
{ed. * Man laesst hier ein halb Duzent kahle Reime weg, die des
Prinzen unwuerdig sind, und die ganze Scene entstellen.}
Eilfte Scene.
(Falstaff steht wieder auf, und amuesirt sich selbst mit frostigen
Wortspielen ueber die Vorsichtigkeit die er gehabt, sich todt zu
stellen. Zulezt besorgt er, Percy moechte auch wieder aufwachen,
und giebt ihm desswegen noch einen Stoss, indem die folgende Scene
angeht.)
Zwoelfte Scene.
(Prinz Heinrich, und John von Lancaster treten auf.)
Prinz Heinrich.
Komm, Bruder John; du hast dich das erstemal vortrefflich wol
gehalten.
Lancaster.
Sachte, wen haben wir hier? Sagtet ihr mir nicht, dieser dike Kerl
sey todt?
Prinz Heinrich.
Das that ich, ich sah ihn ohne Athem auf dem Boden ligen. Bist du
bey Leben, oder sehen wir dein Gespenst? Rede, unsre Ohren muessen
das Zeugniss unsrer Augen bestaetigen, wenn wir ihnen glauben sollen;
du bist nicht, was du scheinst.
Falstaff.
Nein, das ist gewiss; ich bin nicht gedoppelt; aber wenn ich nicht
Hans Falstaff bin, so will ich ein Hans Dampf seyn. Hier ligt
Percy; wenn euer Vater mir eine Ehre dafuer anthun will, so mag er's;
wo nicht, so kan er den naechsten Percy selber umbringen. Ich
hoffe entweder Graf oder Herzog zu werden, das kan ich euch
versichern.
Prinz Heinrich.
Wie? Ich erlegte den Percy, und dich sah ich todt ligen.
Falstaff.
Thatst du das? Herr, Herr! Wie die Welt dem Luegen ergeben ist!
Ich versichre euch, ich lag ohne Athem auf dem Boden, und er auch;
aber wir stunden beyde zugleich wieder auf, und fochten eine ganze
lange Stunde, nach der Gloke von Schrewsbury; wenn man mir's
glauben will, gut; wo nicht, so moegen diejenige, so die Tapferkeit
belohnen sollten, die Suende auf sich nehmen; ich will mein Leben
dran sezen, dass ich ihm die Wunde in das dike Bein gegeben habe:
Wenn der Mann noch lebte, und es laeugnen wollte, ich wollte ihm ein
Stuek von meinem Degen zu fressen geben.
Lancaster.
Das ist die seltsamste Begebenheit, die ich jemals gehoert habe.
Prinz Heinrich.
Das ist der seltsamste Bursche, Bruder John--Komm du, nimm dein
Bagage huebsch auf den Rueken, und wenn eine Luege dir was Gutes thun
kan, so will ich sie, dir zu gefallen, mit den guenstigsten
Ausdrueken ueberguelden, die ich finden kan.--
(Man hoert zum Ruekzug blasen.)
Das Feld ist unser! Komm, Bruder, wir wollen mitten auf das
Schlachtfeld, und sehen, welche von unsern Freunden noch leben, und
welche gefallen sind.
(Sie gehen ab.)
Falstaff.
Ich will auch hinter drein. Das will ich doch sehen, wie sie mich
belohnen werden. Der Himmel lohn' es dem, der mich belohnt! Wenn
ich gross werde, so werd' ich um die Haelfte meines Bauchs kleiner
werden; denn ich will dann purgieren, und den Sect lassen, und ein
ordentliches Leben fuehren, wie ein Edelmann thun soll.
(Er geht ab.)
Dreyzehnte Scene.
(Trompeten: Koenig Heinrich, der Prinz von Wales, Lord John von
Lancaster, Graf von Westmorland, mit Worcester und Vernon als
Gefangnen, treten auf.)
Koenig Heinrich.
So fand die Empoerung noch allemal ihre Zuechtigung. Uebelgesinnter
Worcester, sandten wir nicht euch allen Gnade, Verzeihung, und
freundschaftliche Erbietungen zu? Und du erfrechtest dich unsre
Erklaerung in das Gegentheil zu verkehren, und durch diesen Betrug
deines Vetters Zutrauen zu seinem Verderben zu missbrauchen! Drey
tapfre Ritter, die an diesem Tag auf unsrer Seite gefallen sind,
ein edler Graf, und viele andre wakern Leute wuerden noch leben,
wenn du redlich, wie ein Christ, fuer das Beste unsrer Armeen
gedacht haettest.
Worcester.
Was ich gethan habe, dazu zwang mich meine Erhaltung; und ich
unterziehe mich geduldig meinem Schiksal, da es nicht in meiner
Macht stund, ihm auszuweichen.
Koenig Heinrich.
Fuehret Worcestern und Vernon zum Tode; den uebrigen Mitschuldigen
geben wir noch Frist. Wie steht es im Felde?
Prinz Heinrich.
Der tapfre Schotte, Lord Douglas, wie er sah, dass keine Hoffnung
uebrig war, diesen Tag zu gewinnen; dass Percy erschlagen war, und
die Furcht alle seine Leute ergriffen hat, entfloh mit den uebrigen;
und ein Fall, den er that, richtete ihn so uebel zu, dass er in die
Haende der Nachsezenden fiel. Er ist in meinem Zelt, und ich bitte
Euer Majestaet um die Gnade, dass ich ueber ihn disponieren duerfe.
Koenig Heinrich.
Herzlich gern.
Prinz Heinrich.
So uebertrag' ich dann euch, Bruder Lancaster, die Vollziehung
dieses ruehmlichen Werks der Grossmuth. Geht zu Douglas, und sezt
ihn, ohne Loesegeld und Bedingung, in voellige Freyheit. Die
Tapferkeit, die er an dem heutigen Tag auf unsre Koepfe erprobet hat,
hat uns gelehrt, so schoene Thaten selbst an unsern Feinden
hochzuschaezen.
Lancaster.
Ich danke Euer Gnaden fuer einen Auftrag, den ich sogleich mit
Vergnuegen befolgen werde.
Koenig Heinrich.
Nun bleibt nichts uebrig, als unsre Macht zu theilen. Ihr, Sohn
Johann, und mein Vetter Westmorland, sollt euch in moeglichstes Eile
nach York wenden, um Northumberlanden und den Praelaten Scroop
anzugreiffen, die sich wie wir hoeren, mit grossem Eifer zum Krieg
ruesten. Ich selbst und mein Sohn Harry, werden nach Wales ziehen,
mit Glendower und dem Grafen von March zu fechten. [Noch ein Tag
wie dieser, wird der Empoerung den Muth benehmen; lasst uns, nach
einem so schoenen Anfang, nicht ablassen, bis wir alles Unsrige
wieder gewonnen haben.]*
{ed. * Reime im Original.}
Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Der Erste Theil von Koenig
Heinrich dem vierten, von William Shakespeare.
Mit dem Leben und Tod von Heinrich Percy, genannt Hot-Spur.
Uebersetzt von Christoph Martin Wieland.
End of the Project Gutenberg EBook of Der Erste Theil von Koenig Heinrich
dem vierten, by William Shakespeare
*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KOENIG HEINRICH DEM VIERTEN, ERSTE
***
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