Florian. Ja, ja, mein lieber Florian! Jetzt wirst du halt bald
fort muessen aus dem Hause, wo dir die Tage in einem ewigen Rausch
hing'schwunden sind. Mein armer junger Herr, wie wird's denn dem
gehen? Keinen Kreuzer hat uns der Alte unterlassen, als das
einschichtige Haus. Wenn er nur wo was zu leihen kriegte; aber
nicht einmal einen Satz uebers Haus kann er machen, es ist ja ganz
verrufen. Wer wird denn ein Haus kaufen, wo die Hexen wie die
Schwalben aus und ein geflogen sind? Ich weiss nicht, was er
anfangen wird; um mich ist mir nicht bang', ich werd' mich schon wo
anlehnen lassen an eine Planken. Wenn ich nur ihn unterzubringen
wuesst', auf einem Kontor bei einem Sauerkraeutler oder wo.--Er ist in
der groessten Verzweiflung! Gestern hat er geweint, hat mir das
letzte Dreiguldenzettel gegeben, und hat g'sagt, ich moecht' davon
vier Gulden unter die Armen austeilen, und mit dem, was uebrig
bleibt, soll ich hingehen, wohin ich will. Ich kann ihn aber nicht
verlassen, es ist unmoeglich! Ich hab' erst unlaengst eine Schoene
G'schicht' gelesen von einem roemischen Loewen, der sein' Herrn, dem
Anton Trokles, so anhaenglich war;--und wenn ein solches Tier so
handeln kann, so werd' ich's doch auch noch zuwege bringen. Ich
hab' schon angefangen, ich hab' alle meine Kleider zusammengepackt,
hab' auch der Mariandel, unserer Koechin, ihren ganzen Kasten
ausgeraeumt, hab' von dem Milchweib da diese Butten zu leihen
genommen, damit nichts ausplanscht wird, hab' die Kleider recht
hineing'stampft; und weil in das Kabinett, was unserm alten Herrn
sein Zauberlaboratorium war, selten wer kommt, so habe ich den
Juden herbestellt, dem verkauf' ich's, und das Geld steck' ich
heimlich in mein' Herrn sein Brieftaschel. (Sieht auf den kleinen
Zauberer.) Jetzt hat der Spitzbub' alles g'hoert. Wirst du denn wem
was sagen davon? (Der kleine Zauberer deutet nein mit dem Kopfe.)
Der sagt einem alles. Wird meinem Herrn ein Unglueck zustossen?
(Zauberer deutet nein.) Etwann mir? (Zauberer deutet ja, Florian
drohend.) Du! Sag' du mir, bin ich ein g'scheiter Kerl? (Zauberer
deutet nein.) Ist schon richtig;--bin ich etwa dumm? (Zauberer
deutet ja.) Alles weiss er. Wie viel dumme Streiche werd' ich denn
noch machen? (Der Zauberer schlaegt auf die Glocke: eins, zwei,
drei, dann recht schnell und oft hintereinander.) Hoerst auf, du
verdammter Kerl! (Haelt ihm die Hand.) Solang leb' ich gar nicht.
Siebzehnte Szene.
Mariandel (von innen). Voriger.
(Mariandel klopft von aussen.)
Florian. Aha, das ist der Jud'! (oeffnet, Mariandel tritt ein.)
Nein, schaut's, ist a Juedin.
Mariandel. Ach, ich unglueckliche Person, was fang' ich an? Da
steht er herin, statt dass er im Haus acht gibt. Ach, warum hat
mich der Himmel gestraft, dass ich einen solchen Einfaltspinsel zum
Liebhaber hab'.
Florian. Das wird doch eine schoene Stichelei sein!
Mariandel. Was stehst denn da?--Was stehst denn da, du miserabler
Mensch; und mir raeumen s' derweil den ganzen Kasten aus. Ich bin
bestohlen!